Die Brüder und die Lehren der Gnade

Wie stand die Brüderbewegung des 19. Jahrhunderts zur calvinistischen Heilslehre?

Produktinformationen "Die Brüder und die Lehren der Gnade"

Erwählt Gott souverän Einzelne zum Heil, während er andere zur Verdammnis vorherbestimmt? Besitzen Menschen einen freien Willen, um das Evangelium anzunehmen oder abzulehnen? Starb Christus gleichermaßen für alle Menschen oder nur für manche?

Jahrhundertelang wurde darüber in der Kirchengeschichte diskutiert. Augustinus hat über die wichtigsten Teilaspekte dieser Fragen mit Pelagius gestritten, Luther mit Erasmus.

In der nachreformatorischen Zeit waren diese Themen Gegenstand der Debatten zwischen Calvinisten und Arminianern. Wesley und Whitefield hatten darüber gegensätzliche Meinungen.

Wie dachten die Autoren der Brüderbewegung über diese zentralen Fragen der christlichen Lehre?

Welche Auswirkungen hatte ihre diesbezügliche Sicht auf die Evangelisation, Lehre und Wortverkündigung? Obwohl sie in vielen Punkten mit dem Calvinismus übereinstimmten, haben sie sich auf begründete Weise geweigert, sich einem der beiden Denksysteme des Calvinismus oder Arminianismus zuordnen zu lassen.

Ein hilfreiches Buch, in dem der Autor eine Fülle von Quellen ausgewertet und zugänglich gemacht hat. Die Ausführungen fordern heraus, grundlegend über diese wichtigen Themen nachzudenken und Antworten in der Bibel zu suchen.

Autor: Mark R. Stevenson
ISBN 978-3-86699-391-4
Seiten: 480
Gewicht: 689 g
Buchart: Hardcover
Medium: Print
Produktart: Buch

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4. Juni 2020 12:28 | Rudolf

Ein weiteres Werk über die seit langer Zeit schon diskutierten unterschiedlichen Lehrauffassungen der "Calvinisten" und "Arminianer"

Ein weiteres Werk über die seit langer Zeit schon diskutierten unterschiedlichen Lehrauffassungen der "Calvinisten" und "Arminianer". Es unterscheidet sich von den anderen Schriften hinsichtlich der "Brüder-Perspektive", auf welcher in diesem Buch der Fokus liegt. Mark R. Stevenson zeigt auf, dass die Entstehung der Brüderbewegung durchaus unter dem Einfluss des Calvinismus stand und in Bezug auf einige theologische Fragen die Lehren der Gnade bejaht. Ohne Frage ist dieses Buch, mit seinen 476 Seiten, lediglich etwas für jemanden, der sich bewusst und intensiv dieser Thematik verschrieben hat. Es muss studiert werden und ist kein Nachschlagewerk. Stevenson hat umfassende und gründliche Recherchen betrieben, was schon zu Beginn deutlich wird. Deshalb ist es mit Sicherheit für Interessierte ein wahrer Schatz. Für einen Leihen ohne Vorwissen auf diesem Gebiet, ist dieses Buch jedoch weniger geeignet. Eine kompaktere Version mit den wichtigsten Erkenntnissen wäre für Leihen ggf. hilfreich.

13. November 2019 11:45 | Henrik

Die Brüder und die Lehren der Gnade

Die Brüder und die Lehren der Gnade Die Brüderbewegung gehört nicht zu den größten in der evangelikalen Welt. Ihr Selbstverständnis kennzeichnet u. a., dass sie sich jeder denominationellen Bezeichnung verwehren. Vielmehr sehnen sich Brüder nach der Einfachheit der neutestamentlichen Muster hinsichtlich kirchlicher Praxis und Gemeinschaft. Dabei verpflichten sie sich der Allgenugsamkeit der Schrift. Dennoch übte die Brüderbewegung einen bedeutsamen Einfluss auf andere Evangelikale im 19. Jahrhundert aus. Historiker haben die Geschichte der Brüder schwerpunktmäßig auf Themen erforscht, die in Verbindung mit ihrer historischen Entwicklung und ihrem Einfluss auf soziologische Entwicklungen standen. Theologisch konzentrierte man sich auf Fragen des Dispensationalismus , der Ekklesiologie und der Eschatologie , da dies die auffälligsten Kennzeichen der Bewegung sind und die Brüder auf diesem Gebiet den meisten Einfluss ausgeübt haben. Bis heute fehlte allerdings eine gründliche Untersuchung der Soteriologie der frühen Brüder. „Mark Stevensons Untersuchung der Lehre der Brüder über das Heil ist deshalb sehr willkommen und füllt eine bedeutsame Lücke in unserem Verständnis der Bewegung“ (S. 11). Dem CLV ist an dieser Stelle zu danken, dass man sich die Mühe gemacht hat, dieses Werk ins Deutsche zu übersetzen. Nach einer Einführung, die über Umfang und Abgrenzung der Forschungsarbeit informiert, blickt Stevenson in den ersten zwei Kapiteln auf die calvinistische Heilslehre und zeichnet einen Bogen von der Restauration (~ 1660) bis ins 19. Jahrhundert. Der Fokus liegt hierbei auf dem historischen Kontext, der die damalige Zeit und das Verständnis prägten. Aufschlussreich ist die Skizzierung des soteriologischen Spektrums, der das Feld der theologischen Auffassungen über die göttliche Souveränität und menschliche Freiheit im calvinistischen und arminianischen Denken aufzeigt. Denn die calvinistisch-arminianische Debatte stellt einen zentralen Aspekt der evangelikalen Theologie dar und umfasst ein breites Spektrum von Denkansätzen. Stevenson zeigt auf, dass die Brüder eine calvinistische Soteriologie aufwiesen. In den Kapiteln vier bis sieben beleuchtet der Autor nun die unter dem Akronym TULIP bekannt gewordenen „Lehrsätze des Calvinismus“. Ihm gelingt es dabei das Folgende aufzuzeigen: die Brüder des 19. Jahrhunderts hielten an einer kraftvollen Sicht von der „völligen Verderbtheit des Menschen“ fest, was dazu führte, dass eine calvinistische Position die normative Position darstellte. Ebenso vertraten führende Autoren und Männer der Bewegung ein calvinistisches Verständnis der Erwählung. In seinen Ausführungen stellt Stevenson übersichtlich dar, wie die Brüder mit der Frage der Prädestination umgingen (s. S. 275-76). In den weiteren Ausführungen erfährt der Leser, dass die Brüder keine arminianische Version universaler Sühnung oder Erlösung vertraten. Vielmehr unterschieden sie zwischen universaler Sühnung und partikularer Stellvertretung, was eine Besonderheit der Brüderlehre ist. „Die Unterscheidung zwischen Sühnung und Stellvertretung gab den Brüdern auch ein Mittel an die Hand, mit biblischen Texten umzugehen, die in ihrer Ausrichtung entweder universal oder partikular waren, ohne dabei die Stoßkraft weder des einen noch des anderen Aspekts abzuschwächen“ (S. 329). Diese Züge weisen calvinistische Tendenzen auf, müssen aber inhaltlich differenziert davon betrachtet werden. Im siebten Kapitel verdeutlicht Stevenson, dass die Brüder bemüht waren, zu einer ausgewogenen Position hinsichtlich der Frage zu kommen, mit der die persönliche Rettung verbunden ist. Dabei griffen sie auf Vorläufer in der reformierten Theologie zurück, aber ließen auch ihren Teil an theologischen Eigenheiten erkennen. Das abschließende achte Kapitel fasst noch einmal die Schwerpunkte der Untersuchung zusammen. Anhand der Belege und Quellen kommt Stevenson zu dem Schluss, „dass es angemessen ist, die Soteriologie der Brüder des 19. Jahrhunderts als calvinistisch zu bezeichnen“ (S. 413). Die Untersuchung ist ein gelungener Beitrag zu einem Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgte, sorgt und sorgen wird. Inhaltlich arbeitet Stevenson sehr gründlich und beleuchtet neben historischen Entwicklungen v. a. auch führende Persönlichkeiten (J. N. Darby, W. Kelly, A. Marshall u.a.). Anhand der reichhaltigen Quellen erhält der Leser einen faktengestützten Einblick in das Denken der Brüder im 19. Jahrhundert. So bietet „der Verfasser eine souveräne, kompetente und weit gespannte Darstellung der Ansichten führender Lehrer innerhalb der Bewegung“ (S. 11). Befürchtungen, dass die Ausarbeitung kompliziert und schwer zu verstehen ist, kann ein Riegel vorgeschoben werden. „Zwar hat der Verfasser in das Buch einen umfangreichen Inhalt gepackt, aber in einem Stil, der das Lesen viel leichter macht, als dies bei den meisten anderen Büchern dieser Kategorie der Fall ist“ (S. 11). Nichtsdestotrotz bedarf es eines gewissen Vorwissens bezüglich der Thematik, um die Inhalte einordnen zu können. Insgesamt ist das Buch hilfreich, um das Denken der führenden Personen der Brüderbewegung zu erkennen. Weiterhin wird es hoffentlich dazu beitragen, dass grundlegend über diese wichtigen Themen nachgedacht und in Gottes Wort nachgeforscht wird. Aufgrund der inhaltlichen Fülle und des theologischen Vorwissens ist es eher für Interessierte zu empfehlen. Der Preis ist absolut angemessen für die faktenreiche Kompaktheit der Darstellung.

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