Sach 7,4
J.Kroeker
Von unseren Glaubenskonflikten.
"Da geschah das Wort des Herrn der Heerscharen also zu mir:
Sage zu allem Volke des Landes und zu den Priestern: Wenn ihr
in diesen siebzig Jahren je im fünften Monat gefastet und
geklagt habt, fastetet ihr denn mir? Und wenn ihr esset und
trinket, seid dann nicht ihr es, welche essen und trinken?"
Sach. 7,4 ff.
Das war eigentlich überhaupt keine Antwort auf den konkreten
Fall, mit dem man in seiner inneren Gewissensnot vor Gott
getreten war. Jedoch durch die Gegenfrage stellt der Herr
durch den Propheten zunächst einmal das Grundsätzliche, den
Wert ihres bisherigen Fastens fest. Wenn man in Israel
geglaubt hatte, dem Herrn mit dem Fasten an sich einen Dienst
geleistet zu haben, so hätte man sich in einer schweren
Selbsttäuschung befunden. Das Fasten sei nur um ihrer selbst
willen geschehen. Es geschah zwar aus der trüben, inneren
Seelenstimmung im Blick auf das Zusammengebrochene heraus.
Es hatte aber an sich mit der Herzensstellung zu Gott und der
neuen messianischen Heilszeit, die man erwartete, nichts zu
tun. Gottes Forderungen an die Neueinstellung des Volkes
waren weit höherer Natur. Durch äußerliches Fasten,
durch Trauertage und Klagelieder, durch Weinen und
Selbstkasteiungen werden die Sünden der Vergangenheit nicht
gesühnt, die Wunden der Gerichtszeiten nicht geheilt und die
Aufgaben für die neue Heilszeit nicht gelöst. Wer nur die
Erinnerung an das Alte und Gerichtete in seiner weinenden
Seele trägt, wird nie fähig sein, in der Kraft und im Auftrag
Gottes aus Trümmern der Vergangenheit ein Neues zu schaffen.
Es war daher nicht die Frage nach dem Fasten und Nichtfasten,
nicht die Frage nach den einzelnen Gedenktagen der im Gericht
untergegangenen Vergangenheit, was die Seele der Gläubigen
Judas in jenen Tagen beschäftigen sollte. Es sollte vielmehr
die Frage der völligen Neueinstellung der Herzen, die
Frage der zukunftsfrohen Heilshoffnung und die Frage der
opferbereiten Tat sein. Denn die Antwort lautet, als ob Gott
gleichsam durch den Mund des Propheten sagen wollte: "In
Bezug auf das Fasten handelt, wie ihr glaubt, handeln zu
sollen. Mit Mir und eurer neuen Heilszeit und Zukunft hat
dies nichts zu tun. Im Fasten werden euer neues Leben und
eure lichtere Zukunft nicht liegen.
Das war aber noch lange nicht alles, was der Herr dem Volke
auf seine schwere Gewissensfrage zu antworten hatte. Es
kam nun noch etwas sehr Köstliches. Die Frage wurde die
Veranlassung zu jener köstlichen Gottesbotschaft für die
Zukunft: "So spricht der Herr Zebaoth: die Fasten im vierten,
im fünften, im siebenten und im zehnten Monat sollen dem
Hause Juda zur Freude und Wonne werden und zu angenehmen
Festtagen. Aber liebet die Wahrheit und den Frieden!"