Sach 1,8
C.H.Spurgeon
,,Unter den Myrten in der Aue."
Sach. 1, 8.
Das Gesicht, das in diesem Kapitel erzählt wird, schildert den
Zustand Israels in den Tagen Sacharja; wenn wir aber dasselbe
auf uns anwenden, so gibt es uns eine Beschreibung von der
Gemeinde Gottes, wie wir sie heute auf Erden finden. Die
Gemeinde wird mit einem Myrtengebüsch verglichen, das in einer
Talebene blüht. Sie ist verborgen, ungesehen, unbeachtet; sie
buhlt um keine Ehre und zieht keine Aufmerksamkeit von seiten
des unbefangenen Beobachters auf sich. Die Gemeinde besitzt,
wie ihr Herr, eine Herrlichkeit; aber dieselbe bleibt dem
fleischlichen Auge verborgen, denn die Zeit ist noch nicht
gekommen, da sie hervorbricht in ihrem Strahlenglanze. Ebenso
ist die Vorstellung von ruhiger Sicherheit uns in diesem Bilde
dargeboten; denn das Myrtengebüsch in der Aue ist still und
ruhig, während der Sturm über die Bergesgipfel hinbraust. Stürme
und Ungewitter lassen ihren Mut aus an den zackigen Firnen der
Alpen, aber dort unten, wo der Strom fließt, der die Stadt
unsers Gottes fröhlich macht, blüht die Myrte am frischen Wasser
unerschüttert vom Ungestüm des Windes. Wie groß ist die innere
Stille der Gemeinde Gottes! Sogar unter Verfolgungen und
Widerwärtigkeiten genießt sie einen Frieden, den die Welt nicht
gibt, und den sie darum auch nicht rauben kann! Der Friede
Gottes, welcher höher ist, denn alle Vernunft, bewahret die
Herzen und Sinne der Kinder Gottes in Christo Jesu. Schildert
das Gleichnis nicht auch das friedliche, fortwährende Wachstum
der Heiligen? Die Myrte wirft ihr Laub nicht ab, sie bleibt
immer grün; und so hat die Gemeinde auch in ihrer schlimmsten
Zeit ein seliges Grünen und Gedeihen um sich her; ja, zuweilen
hat sie gerade dann im schönsten Grün geglänzt, wenn ihr Winter
am härtesten war. Sie gedieh in den Zeiten am besten, wo sie von
den schwersten Heimsuchungen betroffen ward. Dann weist unsre
Schriftstelle auf einen Sieg hin. Die Myrte ist das Sinnbild
des Friedens, und ein bedeutungsvolles Zeichen des Sieges. Die
Stirnen der Sieger wurden vorzeiten mit Myrten und mit Lorbeer
bekränzt; und ist nicht die Gemeinde allezeit siegreich? Muß
nicht ein jeglicher Christ weit überwinden durch Den, der ihn
geliebet hat? Die Heiligen, die Frieden haben, legen sich
schlafen mit der Waffenrüstung des Sieges. Gott aber sei Dank,
der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum!