Hag 2,7
J.Kroeker
Von der Mission der Kirche Christi.
"Und Ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen,
spricht der Herr der Heerscharen." Hag. 2,7.
Soweit allein der rein äußere Bau des neuen Tempels zu
Jerusalem in Frage kam, ist diese Erwartung des Volkes nicht
in Erfüllung gegangen. Der neue Tempel blieb an Herrlichkeit
gegen jene zurück, durch welche der erste Tempel in den
Glanztagen Salomos erfüllt worden war.
Aber was der Tempel abschatten sollte, das Volk, die Gemeinde
gewann an Herrlichkeit. Die israelitische Gemeinde war nicht
umsonst in den Feuerofen von Babel geworfen und daselbst
geläutert worden. Manche Schlacken, die das Volk vor der
Gefangenschaft in sich trug, hat es nach der Gefangenschaft
nicht mehr gehabt. Man bezeichnet das Zeitalter des
Judentums seit der Gefangenschaft als das Zeitalter des
Gebets. Man behauptet, es ist nie von einem Volk als Ganzes
so viel gebetet worden wie damals vom jüdischen.
Wie viel Herrlichkeit Gottes muss in dieser Gemeinde gewohnt
haben, dass in ihr Persönlichkeiten heranreifen konnten
wie eine Maria, die da auf die Botschaft des Engels hin
zu sagen wagte: "Siehe, ich bin des Herrn Magd!" Oder
Persönlichkeiten, wie wir sie in dem wartenden Simeon
und der alten Hanna, oder in dem alten Priesterhaus des
Zacharias und der Elisabeth sehen!
Es wird auch uns vielfach nicht anders ergehen, wie dem
jüdischen Volke damals. Werden wir uns Gott zur Verfügung
stellen und zur Mitarbeit bereit sein und anfangen, aus den
Trümmern der Vergangenheit ein Neues zu bauen, so wird auch
uns das, was unter unseren Händen entsteht, so klein und
unvollkommen, so voller Mängel und Fehler vorkommen. Aber
auch für uns gilt es, das Werdende und Unvollkommene
priesterlich zu tragen. Es ist noch nicht erschienen, was
wir und andere einmal sein werden. Zunächst ist auch auf dem
Schauplatz des Reiches Gottes alles im Rohbau begriffen. Wie
konnte doch Jesus warten, bis ein Simon zu einem wirklichen
Petrus, zu einem Felsen heranreifte.
Und das erfüllte auch hier den alten Gottesknecht. Ohne die
gegenwärtigen Mängel zu verkennen, lenkte er doch den Blick
der Bauenden auf die Herrlichkeit des Kommenden. Wer
Geschichte kennt und die damit verbundene Heilsgeschichte,
der weiß, dass Gott noch immer nach dem Gesetz gehandelt hat,
dass Er die Herrlichkeit des Neuen größer werden ließ, als
die Herrlichkeit des Vergangenen gewesen war. Werden wir
Organe des lebendigen Gottes sein, dann entsteht durch sein
Wirken wieder ein Neues aus den Ruinen einer Vergangenheit:
ein Tempel Gottes, der mehr Herrlichkeit, mehr von der
Majestät Gottes und der Herrschaft unseres Herrn Jesus in
sich tragen wird, als alles Vergangene und Untergegangene
enthalten haben.