Hag 2,4
Ch.Spurgeon
"Aber nun sei stark, Serubbabel, spricht der Herr; auch du
Josua, sei stark, du Sohn Jozadaks, du Hoherpriester, und
alles Volk des Landes, seid stark, spricht der Herr, und
arbeitet!" Haggai 2,4
Mutlosigkeit in bezug auf gute Dinge ist ein Unkraut, das
wächst, ohne gesät worden zu sein. Es gehört nicht viel
dazu, die Hände sinken zu lassen - ein Wort oder ein Blick
genügt oft. Mutlosigkeit kommt manchmal über uns wie damals
über die Israeliten, wenn wir an die großen Dinge denken, die
Gott von unseren Händen erwarten könnte, während wir ihm doch
nur mit Kleinigkeiten dienen können. Wenn zu Haggais Zeiten
die Leute an den Herrn und seinen Tempel dachten und dann den
kleinen Raum ansahen, den sie dazu abgesondert hatten, dazu
die gewöhnlichen Steine betrachteten, die als Fundament
dienten, so schämten sie sich.
Habt ihr nicht auch schon das drückende Gewicht dieser
Tatsache gefühlt, Brüder, daß alles, was wir tun, nur
ein Geringes ist für unseren Gott; viel zu wenig für
den, der uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat?
Alabasterflaschen mit köstlicher Salbe sind viel zu gering
für ihn. Es kommt unserer Liebe nicht in den Sinn, daß
es eine Verschwendung sein könnte, unsere besten Flaschen
zu zerbrechen und die duftende Narde reichlich auf ihn
auszugießen. Was wir befürchten, ist vielmehr, daß unsere
Nardenflaschen zu wenig sind und unsere Salbe nicht köstlich
genug ist. Nachdem wir unser Äußerstes getan hatten, die
Herrlichkeit unseres Herrn zu verkündigen, haben wir gefühlt,
daß Worte zu gering und armselig sind, um die Herrlichkeit
unseres anbetungswürdigen Herrn genügend hervorzuheben. So
sind wir mutlos geworden, und der Feind hat uns zu sehr
verkehrten Schlüssen verleiten können. Weil wir nicht viel
tun konnten, kamen wir immer mehr dahin, nichts zu tun. Weil
das, was wir taten, so gering und armselig war, waren wir
geneigt, das ganze Werk aufzugeben. Der Feind weiß, sowohl
Demut als Stolz zu seinen Zwecken zu benutzen. Ob er uns
zuviel oder zuwenig von unserem Werk denken läßt, ist ihm
gleich, solange er uns nur von demselben abhalten kann.
Ch.Spurgeon
"Alles Volk des Landes, seid stark, spricht der Herr,
und arbeitet! Denn ich bin mit euch, spricht der Herr
der Heerscharen." Haggai 2,4
Mutlosigkeit raubt unsere Kräfte. Ich schließe das daraus,
weil der Prophet dreimal zu Serubbabel sagt: "Sei stark!"
Alle waren schwach geworden, alle ließen in ihrer
Mutlosigkeit die Hände sinken, ihre Knie wurden matt
und strauchelten. Der Glaube umgürtet uns mit Kraft, der
Unglaube hingeben macht uns schlaff und müde. Glaube, und es
wird dir nach deinem Glauben geschehen! Ein mutloses Heer in
den heiligen Krieg zu führen ist nicht weniger schwierig, als
die persischen Truppen des Xerxes zum Kampf mit den Griechen
zu zwingen. Weil sich die Soldaten des mächtigen Königs vor
dem Kampf fürchteten, mußten sie mit Peitschen auf das
Schlachtfeld getrieben werden.
Wundert ihr euch, daß sie eine Niederlage erlitten? Eine
Gemeinde, die ständig zum Dienst gemahnt und getrieben werden
muß, richtet nichts aus. Die Griechen bedurften nicht der
Drohungen und Schläge. Sie zogen wie Löwen freudig dem Feind
entgegen, wie groß die Schwierigkeiten auch sein mochten.
Wir brauchen Männer von derselben Art, die an ihre Grundsätze
glauben, die an die Lehre von der Gnade glauben und die an
Gott, den Vater, Gott, den Sohn und Gott, den Heiligen Geist
glauben! Es fehlt uns an solchen, die eifrig für den Glauben
kämpfen, besonders in unseren Tagen, wo die wahre Frömmigkeit
von der Kanzel herab verspottet und von berufsmäßigen
Predigern verhöhnt wird. Wir brauchen Männer, die die
Wahrheit lieb haben, denen sie so lieb ist wie ihr Leben;
Männer, in deren Herz die alte Lehre durch die Hand des
Heiligen Geistes mit Flammenschrift geschrieben steht. Wir
brauchen nicht mehr solche, die nachplappern, was sie gelernt
haben. Wir brauchen Männer, die reden, was sie wissen und
erfahren haben. Dann würde der Herr der Heerscharen ein Volk
haben, das ihm dient, das stark ist in dem Herrn und in der
Macht seiner Stärke!
J.Kroeker
Von der Mission der Kirche Christi.
"Und alles Volk des Landes seid stark, spricht der Herr,
und arbeitet, denn Ich bin mit euch!" Hag. 2,4.
Wenn wir auch nicht wissen, was die Zukunft uns bringen
mag, und ob die weltgeschichtlichen Ereignisse unserer Tage
wirklich bereits der Anbruch der Endgeschichte sind, so steht
doch eines fest: Gott wird Dienst, unendlich viel Dienst auch
für die Zukunft haben und zwar für alle, die priesterlich
lieben und leiden können. Und ich wünschte, dass es dem
Geist Gottes gelänge, auch uns durch den alttestamentlichen
Knecht sagen zu lassen: "Seid getrost und arbeitet!"
Manches ist bereits zusammengebrochen, manches wird noch
zusammenbrechen, und dann gibt es aus diesen Ruinen nie
etwas Neues, wenn nicht zuvor Organe da sind, durch die
Gott Neues schaffen kann. Gott macht nie Weltgeschichte ohne
uns, Er wirkt nie, ohne sich zuvor Träger der Geschichte
erzogen zuhaben. Wenn wir auch vor den Ruinen einer großen
zusammengebrochenen Vergangenheit stehen, Gott ist noch nicht
am Ende. Wo Er Organe hat, da brütet der Geist des Lebens
über dem Chaos, über den Trümmern auch unserer Tage. Nicht
nur bei der ersten Schöpfung, auch im Laufe der Geschichte
hat Er immer wieder eine Welt, die wüst und leer ward, zu
neuem Lichte, neuer Ordnung, neuer Schönheit und neuem Leben
geführt.
Das war das Große an dem Apostel Paulus, dass er nie den
Blick dafür verlor, was Gott zu tun vermag. Wer etwas jene
Zeit kennt, in der der Apostel wirkte, der weiß, dass die
Welt an sich damals nicht besser war, als die heutige Welt
ist. Wohin der Apostel auch immer kam, welche Stadt und
Provinz Kleinasiens und der Mittelmeerwelt er auch betrat,
überall wehte ihm der Modergeruch seines sterbenden oder
verwesenden Zeitalters entgegen. Aber welcher Fäulnis er
auch gegenüberstand, er wusste: Gott kann!
Der heimgegangene Dr.Baedecker, der auch Russland zu einem
unberechenbaren Segen geworden ist, sprach bei uns im Süden
Russlands sehr oft über ein und denselben Text. Es waren die
beiden Worte aus dem Epheserbrief: "aber Gott"! Wohin er
auch kam, welcher Not er auch begegnete, wie viel Finsternis
und Unglauben ihn auch umgab, er wusste eins: aus diesen
Ruinen kann Gott ein Neues schaffen! Und er ist nicht
enttäuscht worden. Die Segensspuren sind heute noch zu sehen
auf jenen Wegen, die er gezogen ist. Wer auch heute von
demselben Geist und derselben Zuversicht erfüllt ist, der
weiß, dass Gottes schöpferisches Können auch heute nicht
erloschen ist. Wen Gott in seine Mitarbeit ziehen kann, den
begnadigt Er zu Handlungen, durch die auch heute Sterbendes
zum Leben berufen wird.
J.Kroeker
Von der Mission der Kirche Christi.
"Aber nun sei stark, Serubabel, spricht der Herr, auch du,
Josua, sei stark, du Sohn Jozadaks, du Hohepriester, und
alles Volk des Landes, seid stark, spricht der Herr, und
arbeitet." Hag. 2,4.
Dies ist ein Prophetenwort, das einst von einem alten
Gottesknechte zu einer entmutigten Gemeinde gesprochen wurde.
Unnennbares Leid, Zeiten tiefster Schmach und Erniedrigung
lagen hinter der jüdischen Gemeinde. Endlich nach
jahrzehntelangem Hoffen und Harren war sie aus dem
babylonischen Exil in das ersehnte große Erbe der Väter
zurückgekehrt. Unendlich viel war von dem verloren gegangen,
was einst zum Leben und Bestand des israelitischen Volkes
gehört hatte.
Nun war eine große Wendung eingetreten. Babel hatte sich
endlich "in den Staub setzen müssen", und Cyrus, der
Begründer der persischen Weltmacht, hatte in dem ersten Jahr
seiner Alleinherrschaft den gefangenen Juden die Erlaubnis
gegeben, in die Heimat zurückzukehren. So war endlich die
Sehnsucht Erfüllung geworden und man hatte angefangen, die
Hütten Israels wieder aufzubauen, die Äcker der Väter zu
pflügen und den Weinstock der Heimat zu pflegen.
Nur die Offenbarungsstätte Gottes, der Tempel des Herrn,
stand noch unvollendet da. Manche hatten sogar geglaubt,
dass es überhaupt nicht zeitgemäß sei, das nationale
Heiligtum wieder aufzubauen. Die Unsicherheit der
politischen Lage mag mit zu dieser Stimmung beigetragen
haben. Da war der Prophet Haggai zum ersten Mal aufgetreten
und hatte verstanden, das Volk für den Tempelbau zu gewinnen.
Der Grund war gelegt worden, unter vielen Opfern war ein
Teil des Rohbaues entstanden. Aber verglich man das, was da
entstanden, mit dem, was einst war, so kam es den Alten vor,
als ob das alles nichts sei in ihren Augen, und zwar im
Vergleich zu der. Herrlichkeit und dem Glanz, die den alten
Tempel geschmückt hatten. Dieses und manches andere hatte
mit dazu beigetragen, dass man den Mut zum Weiterbau verloren
hatte.
In dieser entmutigten Zeit erscholl das Wort des alten
Gottesknechtes zum zweiten Mal. Es war eine wunderbare
Gottesbotschaft, die er der Gemeinde angesichts der
entmutigenden Strömungen zu bringen hatte. Durch sie gab er
der Seele des Volkes neue Inspirationen, dem Glauben neue
Gewissheit, der Hoffnung neue Perspektiven für die Zukunft.
Diese Botschaft lautete: "Seid getrost und arbeitet!" Die
Bauenden sollten wissen, dass der Herr mit seinem Geiste in
ihrer Mitte sei und dass ihr Dienst am Aufbau des Heiligtums
nicht vergeblich sein werde.