Mi 7,8
D.Rappard
So ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht.
Micha 7,8.
Es ist ein großer Unterschied, ob ich im Finstern sitze, oder
ob die Finsternis in mir sitzt. Ersteres ist ein Tunnel, der
uns zu hellerem Lichte führen soll. Letzteres ist Sünde, Nacht
und Tod.
Die Finsternis, von der hier die Rede ist und die manche
Gotteskinder aus Erfahrung kennen, kann verschiedene Ursachen
haben. Manchmal ist sie eine Strafe für Sünde und Untreue;
manchmal eine Folge von körperlicher Schwäche; manchmal
eine Anfechtung des Feindes; manchmal eine Prüfung zur Bewährung
des Glaubens.
Stellen sich solche Stunden der Finsternis ein, so prüfe
dich in Gottes Licht, woher sie kommen mögen. Hat eine Sünde
das Sonnenlicht verdeckt, so eile zu dem, der deine Missetaten
vertilgen will wie eine Wolke, und glaube an die vergebende
Gnade deines Heilandes. Ist Schmerz und Müdigkeit der
Grund der Traurigkeit, so klammere dich desto fester an den
Herrn, dessen Gnade ausreicht auch für dich. Ist dein Gewissen
im Reinen vor Gott, ist dein Herz lauter auf ihn gerichtet,
und die Dunkelheit dauert doch noch an, so mache daraus eine
Gelegenheit, ihm um so völliger zu vertrauen. Sprich wie Micha
in demütigem Glauben: D e n n o c h i s t d e r H e r r
m e i n L i c h t!
Ob Wolken auch die Sonn' bedecken,
Die Sonne selbst entschwindet nicht.
Ob finstre Nacht mein Herz will schrecken,
Du, Herr, bleibst meine Zuversicht.
D u b i s t m e i n L i c h t!