Hos 14,10
C.Eichhorn
Der Mensch bringt sich selbst ins Unglück
Die Wege des Herrn sind richtig, und die Gerechten wandeln
darin. Aber die Übertreter fallen darin. Hos. 14, 10
Dies letzte Wort des Propheten Hosea ist tief und
weitgreifend wie wenige. Die Wege Gottes gehen gerade, ohne
Umschweife und Winkelzüge auf das große Ziel hin, und dies
ist Gottes Verherrlichung und unsere Beseligung. Wenn sie
krumm und verkehrt aussehen, so ist das die Folge unserer
Verkehrtheit. Die Wege Gottes sind oft rauh und dornig.
Sie führen mitunter auch durch das Tal der Todesschatten
(Ps. 23, 4). Aber sie sind stets richtig. Gott meint es
aufrichtig und gut mit seinen Geschöpfen. - Leider wird er
von vielen verkannt und abgedankt. Gott kann eben nicht nach
den törichten Herzenswünschen der fleischlichen, sündigen
Menschen handeln. Dann wäre Gott auch den verkehrten
Menschen recht. So wäre die Pforte weit und der Weg breit,
der zum Leben führt. Aber Gott richtet sich nicht nach
unserm sündigen Sinn. Wir müssen uns nach ihm richten,
unsere, Wege verlassen und seine Wege einschlagen. - Die
Gerechten, die nach dem Herrn sich richten, wandeln in
den Wegen Gottes. Sie sind mit ihrem Gott in allem
einverstanden. Sie lieben die Wahrheit, auch wenn sie ihnen
wehe tut. Sie halten am Guten fest, auch wenn es ihnen
Trübsal und Verlust einbringt. Werden andere scheinbar
leichtere Wege geführt, lassen sie sich nicht zum Neid
verleiten. Sie beugen sich und ordnen sich willig unter.
Sie meistern ihren Gott nicht. Führt er sie scheinbar
Umwege, sind sie gewiß, daß es eben einen kürzeren Weg nicht
gibt. Ach, daß es doch mehr Leute gäbe, die göttlich weise
und klug sind, Leute, die ihren Gott verstehen und wissen,
daß seine Wege allezeit richtig sind! - Die Übertreter - es
sind die, welche die Finsternis mehr lieben als das Licht -
fallen in den Wegen des Herrn. Sie wollen sich nicht beugen
und demütigen. Darum stoßen sie sich an den Führungen
Gottes, durch die er sie zerbrechen will, und tadeln ihr
Schicksal, durch das er sie zur Buße leiten möchte. Ganz
besonders aber stoßen sie sich an dem Weg, den Gott zur
Rettung der Menschheit eingeschlagen hat. Das Kreuz auf
Golgatha ist ihnen ein Ärgernis und eine Torheit. Die
Pflichtmenschen, die auf ihr einwandfreies Verhalten pochen
und doch im Grunde nichts anderes sind als Übertreter der
heiligen Gebote Gottes, stoßen sich in ihrer
Selbstgerechtigkeit daran, daß sie mit all ihren Tugenden und
guten Werken todeswürdige Missetäter sein sollen. Das ist
ihrem Stolz unerträglich. Die weltseligen Leute hassen und
verspotten das Kreuz, weil es das Todesurteil über dies
Weltwesen ausspricht, das ihr Himmel ist. Allen aber, die
nach Gerechtigkeit und nach Gott dürsten, ist das Kreuz
Gotteskraft und Gottesweisheit. Das Kreuz ist für sie der
Weg zum Frieden. Die andern holen sich durch ihren
Widerspruch und ihre Ablehnung dieses Rettungswegs das
Verderben. Der gleiche Weg bringt die einen zum Himmel,
die andern zur Hölle.