Hos 14,5
C.H.Spurgeon
,,Gern will ich sie lieben."
Hos. 14, 5.
Dieser Spruch ist ein ganzes Buch göttlicher Weisheit im
kleinen. Wer seinen Sinn versteht, ist ein Gottesgelehrter, und
wer sich in die Fülle seiner Bedeutung versenken kann, ist ein
Meister in Israel. Er ist eine Zusammenfassung der herrlichen
Botschaft des Heils, das uns widerfahren ist in Christo Jesu,
unserm Erlöser. Der Sinn hängt in dem Wörtlein ,,gern". Dies ist
der herrliche, gesegnete, göttliche Weg, durch welchen die Liebe
vom Himmel auf die Erde herabströmt, eine freiwillige Liebe, die
sich über die ergießt, die es nie verdient haben, die es nie
gesucht und nie erkauft haben. Es ist wahrlich die einzige
Art, wie Gott solche Leute, wie wir sind, lieben kann. Unsre
Schriftstelle ist ein tödlicher Streich gegen alle Arten
Verdienstlichkeit und selbsterwählter Würdigkeit. ,,Gern will
ich sie lieben." Seht, wenn irgend eine Würdigkeit von unsrer
Seite erforderlich wäre, da würde Er uns ja nicht ,,gern"
lieben, wenigstens wäre es eine Abschwächung und Zurückhaltung
der Willigkeit der Liebe. Aber es heißt: ,,Gern will ich euch
lieben." Wir klagen: ,,Herr, mein Herz ist so verhärtet!" -
,,Gern will ich dich lieben." ,,Aber ich fühle mein Bedürfnis
nach Christo nicht so sehr, wie ich gern möchte?" - ,,Ich will
dich nicht darum lieben, daß du deine Bedürftigkeit empfindest;
gern will ich dich lieben." ,,Aber ich fühle nicht jene
Weichheit des Herzens, jene Bereitwilligkeit und Empfänglichkeit
des Geistes, die ich mir wünschen möchte." Bedenke, die
Herzensweichheit und Empfänglichkeit ist keine Bedingung, denn
es gibt gar keine Bedingungen; der Bund der Gnade hängt von
keinerlei Voraussetzungen ab; so daß wir ohne irgend welche
Würdigkeit es auf die Verheißung Gottes hin getrost wagen
dürfen, die Er uns in Christo Jesu gegeben hat mit den Worten:
,,Wer an Ihn glaubet, der wird nicht gerichtet." Es ist eine
so selige Erkenntnis, daß wir wissen, die Gnade Gottes stehe
uns jederzeit frei offen, ohne alle Vorbereitung, ohne alle
Tüchtigkeit von unsrer Seite, ohne Geld und umsonst! ,,Gern will
ich sie lieben." Diese Worte ermuntern Abtrünnige zur Umkehr.
Gewiß, dies Wort war ja gerade für Leute der Art geschrieben:
,,Ich will ihr Abtreten wieder heilen; gern will ich sie
lieben." Abtrünniger! wahrlich, die Großmut dieser Verheißung
muß mit einem Schlag dein Herz zerbrechen, und du wirst
umkehren, und wirst aufs neue deines beleidigten Vaters
Angesicht suchen.
W.Nee
Ich will für Israel sein wie der Tau. Hosea 14,5
Diese Worte sagen aus, worin alles in der Erfahrung der
Kinder Gottes seine Nahrung hat. Der Tau ist für Leben und
Wachstum von Bäumen und Blumen lebenswichtig; und nun
verheißt uns der Herr selbst, daß er wie der Tau sein wird.
In unserem Leben als Christen kommt alles auf uns herab von
Christus. Er ist uns gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit,
Heiligkeit - ja zu allem, und es gibt kein Bedürfnis, das
wir, wenn wir ihn annehmen, nicht befriedigt fänden, und
andererseits wird uns nichts als gesonderte, von ihm
abgetrennte Gabe geschenkt.
ğIch will sein wie der TauĞ, sagt Gott, und in der zweiten
Hälfte des Verses zeigt Hosea, wie das Leben, wenn es sich
hierauf gründet, ein geheimnisvoll zweifaches Gepräge erhält.
Die Lilienblüte ist dabei auf wunderbare Weise verbunden mit
den Wurzeln der Zeder:
zerbrechliche Schönheit in einer und derselben Pflanze
vereint mit massiver Kraft. Solche Wunder werden nur durch
den überirdischen Taufall bewirkt.
W.Nee
Er soll blühen wie die Lilie und Wurzeln schlagen wie die
Zedern des Libanons. Hosea 14,5
In einem Gotteskind sind zwei einander entgegengesetzte
Wesensarten vereinigt. Über der Erde zeigt sich das
einfache, unverfälschte Leben in Gottvertrauen und Glauben,
dargestellt durch die von Gott gepflanzte Lilie. Das ist,
was die Menschen sehen. In der Tiefe jedoch, dem Blick
entzogen, sind die mächtigen Zedernwurzeln, die der
zarten Lilienpflanze eine ganz ungeahnte Kraft verleihen.
Hier liegt das Paradoxe eines Lebens, welches das Kreuz
kennengelernt hat. Nach außen hin ist dieses Leben
zerbrechlich wie die über der Erde blühende Lilie, aber unter
der Erdoberfläche, ganz im Verborgenen, ist hundertmal mehr.
Das ist der Maßstab. Wieviel von meinem Leben ist sichtbar?
Wenn die Menschen seine Oberfläche anschauen, haben sie dann
das ganze gesehen, oder ist noch mehr da? Habe ich im
Unsichtbaren eine verborgene Geschichte mit Gott? Die
Menschen ziehen nur die in ihrer Schwachheit blühende Lilie
in Betracht. Gott dagegen geht es um die Wurzeln, daß sie
stark seien wie die der Zeder.
D.Rappard
Ich will ihr Abtreten heilen, gerne will ich sie lieben;
denn mein Zorn ist von ihnen gewendet.
Hos. 14,5.
Wenn uns Vers 3 die Worte in
den Mund legt, die ein heilsuchendes Herz vor Gott
bringen soll, so hören wir heute die Antwort göttlicher
Liebe. Es ist eine dreifache. - Ich will ihr Abtreten heilen. -
Wenn die Sünde als solche bekannt wird, findet sie Vergebung.
Wenn sie als Krankheit zum Arzt gebracht wird, ist die Heilung
augenblicklich da. Aber zugedeckte, beschönigte, entschuldigte
Sünde bleibt als Scheidewand zwischen der Seele und Gott. -
Gerne will ich sie lieben. - Man merkt es, daß es Gott verlangt,
seine Liebe zu offenbaren. Ich weiß eine Mutter, die am Bettchen
ihres Knaben weinte, weil er, wegen einer Unart bestraft,
heimlich zu Bett gegangen und eingeschlafen war, ohne ihre
Vergebung gesucht und erlangt zu haben. Der kleine Sünder
weinte nicht, wohl aber die Mutter, die ihm so g e r n vergeben
hätte. Ein schwaches Abbild der unendlichen Vaterliebe Gottes. -
Mein Zorn ist von ihnen gewendet. - O großes königliches
Wort! Ich weiß, wo er abgewendet wurde. Es war am Kreuz
von Golgatha. Und alle, die sich im Schatten des Kreuzes
bergen, dürfen es wissen und rühmen: Gottes Zorn, den meine
Sünden verdient haben, ist abgewendet, auch von mir.
Preis sei Dir, mein Gott, für die unergründliche Liebe,
die aus freien Stücken uns zufließt,
uns heilt und selig macht in Dir!