Hes 36,37
C.H.Spurgeon
,,So spricht der Herr Herr: Ich will mich wieder fragen lassen
vom Hause Israel, daß ich mich an ihnen erzeige."
Hes. 36, 37.
Gebet geht der Gnade voraus. Suche in der heiligen Geschichte,
so wirst du finden, daß dieser Welt kaum je eine große Gnade
widerfuhr, ohne daß sie sich zuvor ankündigte im Anrufen des
Herrn. Auch eure eigne Erfahrung muß euch das bestätigen. Gott
hat euch zwar ungebeten manchmal und mancherlei Gnade
widerfahren lassen; dennoch war stets anhaltendes und
ernstliches Gebet das Vorspiel zu einer großen Gnadenerweisung
an euch. Als ihr zuerst im Kreuzesblut Gnade und Vergebung
fandet, da hattet ihr viel zu Gott gefleht und ernstlich mit Ihm
gerungen, daß Er euch möchte alle Zweifel wegnehmen und euch aus
euren Gewissensängsten erlösen. Eure Beruhigung war die Folge
eures Bittens und Flehens. Wenn euch zu irgend einer Zeit große
und selige Erquickung zuteil ward, so mußtet ihr sie ansehen
als die Erhörung eurer Gebete. Wenn ihr aus schweren Trübsalen
mit mächtiger Hand erlöst, aus großen Gefahren mit starkem Arm
errettet wurdet, dann habt ihr sagen müssen: ,,Da ich den Herrn
suchte, antwortete Er mir und errettete mich aus aller meiner
Furcht." Das Gebet ist immer die Vorrede zu jedem Segenswerk. Es
gehet jeder Wohltat voraus als der Schatten der Güte Gottes.
Wenn der Sonnenschein der göttlichen Gnade aufgeht über unsern
Bedürfnissen, dann wirft er den Schatten des Gebets weithin aufs
ebne Land. Oder, um ein andres Bild zu gebrauchen, wenn Gott
einen Gnadenhügel erhebt, so leuchtet sein strahlendes Antlitz
hinter demselben und wirft den Schatten des Gebets auf unsre
Seelen; so verlassen wir uns denn darauf, daß, wenn wir
ernstlich und eifrig beten, so ist unser Flehen die Abschattung
seiner Gnade! Und deswegen ist Gebet und Gnade so innig
miteinander verknüpft, damit uns der hohe Wert des Gebets recht
zu Gemüte geführt werde. Strömte uns der Segen zu, ohne daß wir
darum bäten, so könnten wir meinen, es sei nichts Besonderes
daran; aber das Gebet macht die Gnadengeschenke köstlicher denn
Diamanten. Herrliche Dinge sind's, um die wir bitten, aber wir
erkennen ihren Wert nicht, wenn wir nicht ernstlich um dieselben
gerungen haben im Gebet.
,,Komm, Seele, betend zu dem Herrn!
Dein Heiland hört die Bitten gern."