Hes 33,11
C.Eichhorn
Menschliche Blindheit und göttlicher Gnadenwille
So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich habe keinen Gefallen
am Tod des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre
von meinem Wesen und lebe. Hes. 33, 11
Die Bekehrung ist der Weg zum Leben. Wer sie versäumt,
verfällt dem Tod. "Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause
Israel?" fragte einst der Prophet. - ja, warum stemmen sich
die Menschen so gegen die Bekehrung, schieben sie von sich
oder doch so weit als möglich hinaus? Warum sind die ernsten
Zeugen der Wahrheit, die zur Buße rufen, zu allen Zeiten bei
der Masse unbeliebt gewesen, verkannt und geschmäht worden?
Ein Jeremia klagt: "Ich bin zum Spott geworden täglich, und
jedermann verlacht mich." Woher dieser Widerwille? Mit der
Bekehrung verliert der Mensch seine Selbständigkeit, er muß
seinen Willen an Gott abgeben, er wird entthront, und der
Herr Jesus bekommt die Herrschaft. Daß diese hochbegehrte
Selbständigkeit und vielgerühmte Freiheit in Wirklichkeit
eine unwürdige Knechtschaft ist, daß wir unter der
erniedrigenden Herrschaft der bösen Lüste und Leidenschaften
stehen, an unserem Eigenwillen zugrunde gehen und ein
verpfuschtes und verfehltes Leben davontragen, daran denkt
der Mensch in seiner Blindheit nicht. - Als Paulus vom Herrn
Jesus zu seinem Dienst ausgesandt wurde, stellte er ihm als
erste Aufgabe: "aufzutun ihre Augen", - dann erst können die
Menschen sich bekehren von der Finsternis zum Licht, von der
Gewalt Satans zum lebendigen Gott. Denn sie haben keine
Ahnung, daß sie verfinstert sind. Im Gegenteil: sie halten
sich für aufgeklärt und die Gläubigen für verfinstert und
verdummt. Sie spotten über Satan und wissen nicht, daß er
sie in seiner Gewalt hat. - Die Bekehrung ist der einzige
Weg zum Leben. Mit ihr nimmt es seinen Anfang, bekommt es
Inhalt, Zweck und Ziel. Anstatt der Bekehrung aus dem Weg zu
gehen, sollten wir dankbar sein, daß uns Gott die Rückkehr
gestattet. Er schließt uns die Tür nicht zu. Ist es auch
eine enge Pforte, durch die man nicht bequem hineinspaziert,
so ist es doch eine Pforte. Gott hat sie aufgemacht.
Er will, daß wir durch sie eindringen. Er versichert es
eidlich, daß er es will. Welcher Trost für einen Sünder, dem
die Augen aufgegangen sind, und der nun erst erkennt, wie
weit er abgekommen, wie tief er ins Verderben gesunken ist!
Seine Schuld türmt sich riesengroß vor ihm auf, er sieht
keine Möglichkeit der Rettung, sondern nur den sicheren
Untergang vor sich. Da ist es eine frohe Botschaft: Gott
will nicht den Tod des Sünders. Er will, daß er umkehre und
lebe. - Freilich, ersparen kann er uns die Bekehrung nicht.
Er kann uns nicht ins Himmelreich hineinnehmen so, wie wir
sind. Wer böse ist, kann vor ihm nicht bleiben. Für Gott
ist die Unreinheit etwas Unerträgliches. Dem Sünder
hinwiederum ist das reine Licht des heiligen Gottes
unausstehlich. Es wird für ihn zum Feuer. "Wer ist unter
uns, der bei dem verzehrenden Feuer wohnen möge?" Nur wer
sich von Herzen bekehrt, dem wird es wohl bei Gott.