Jer 29,7
A.Christlieb
Suchet der Stadt Bestes, wohin ich euch habe wegführen
lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn es ihr
wohlgeht, so geht's euch auch wohl. Jeremia 29, 7
Dieses Wort kann uns die rechte Stellung des Christen zur
Politik lehren. - Israel lebte während der babylonischen
Gefangenschaft in einem fremden, heidnischen Staat. Israel
mußte sich nach den Gesetzen der babylonischen Regierung
richten. Das bereitete frommen und gläubigen Israeliten
manche Not. Unser Text gibt klare göttliche Anweisung, wie
diese Schwierigkeiten für Israel zu beheben waren. - Gottes
Kinder befinden sich in ähnlicher Lage. Ihre wahre Heimat
ist droben. Hier unten sind sie Gäste und Fremdlinge. Die
politischen Gemeinwesen, zu denen sie gehören, sind keine
christlichen im biblischen Sinne. Wir sind aber von Gott
hineingestellt und wollen die gottgewollte Stellung zu ihnen
einnehmen. Wie geschieht das? Gott sagt durch unser
Textwort: Nimm alle Leiden und Unannehmlichkeiten, welche aus
der Zugehörigkeit zu deinem Staatswesen erwachsen, nicht als
von Menschen, sondern als von Gott selbst dir zugedacht hin.
- Der König von Babel hatte Israel in die Gefangenschaft
geführt. Israel seufzte unter der Ungerechtigkeit, Willkür
und Grausamkeit der babylonischen Beamten. Nun redet Gott
aber von Babel nicht als von der Stadt, dahin der König von
Babel sie geführt habe, nein; Gott spricht von der Stadt,
,,dahin Ich euch habe führen lassen." Er will Israel
eindrücklich machen, daß es von ihm, nicht von seinen
grausamen Feinden alle Züchtigungen hinnehmen soll. -
Wieviel Klagen und Schelten, Murren und Hadern über die Nöte
der Zeit würde verstummen, wenn wir die gottgefällige
Stellung einnehmen lernten gegenüber den drückenden Lasten
der Zeit. Wir wollen zu sprechen lernen: Nicht dieser oder
jener Mensch hat uns das schwere Los bereitet, sondern der
Herr selber. Und weil Er es getan, wollen wir nicht murren
und hadern, sondern still sagen: Es ist dies der heilsame,
richtige Weg für mich.
A.Christlieb
Suchet der Stadt Bestes und betet für sie. Jeremia 29, 7
Wir fragen noch einmal nach der rechten Stellung des Christen
zur Politik. Unser Text gibt uns den Hinweis: Stehe dem
Land, in das dich Gott hineingestellt hat, nicht gleichgültig
und teilnahmslos gegenüber, sondern suche sein Wohl zu
fördern. - Israel hätte nach all den bitteren Erlebnissen
Ursache gehabt, auf Babel zornig zu sein und den Wunsch zu
hegen, es möge dieser Stadt recht schlecht gehen. Israel
hätte sich allen Bestrebungen zur Förderung der Wohlfahrt des
Landes gegenüber gleichgültig oder widerstrebend verhalten
können. Solche Stellung wollte Gott nicht. Er befahl
Israel, statt Rachsucht zu zeigen, eifrig am Wohl der Stadt
mitzuarbeiten. - Wenn nun schon Israel nach Gottes Willen
das Beste der feindlichen Stadt Babel suchen sollte, wieviel
mehr gilt es dann für uns, das Beste des Volkes und Landes zu
suchen, in das Gott uns hineingestellt hat. Selbstsüchtige
Teilnahmslosigkeit gegenüber dem Wohl des eigenen Landes
ist kurzsichtige Torheit. Niemals darf Verärgerung oder
Verstimmung über allerlei Fehler der politischen Machthaber
uns dazu verleiten, dem Vaterland unser Interesse, unsere
Liebe und Mithilfe zu entziehen. - Und wenn wir fragen:
,,Wie sollen wir als Christen denn das Beste des Landes
suchen?" dann sagt unser Text: ,,Betet für sie zum Herrn!" -
Einzelheiten über das spezielle Verhalten in dieser oder
jener politischen Frage hat Jeremia nicht angegeben. Er
zeigt nur den einen Weg, auf dem man für sein Volk und Land
den allergrößten Nutzen bringen kann: Die ernste Fürbitte! -
So laßt uns denn beten, daß die gen Himmel schreienden Laster
und Sünden erkannt und abgetan werden. Laßt uns um Zeugen
bitten, die Gottes Wort in Kraft verkündigen. - Weil nur
der, der uns geschlagen hat, uns wieder heilen kann, darum
sind treue Beter unserem Land nötiger als irgend etwas
anderes.