Jeremia

Jer 8,6 Ch.Spurgeon "Keiner ist, den seine Bosheit gereue, der da spräche: Was habe ich getan!" Jeremia 8,6

Wie ernst ist der Gedanke an die Schnelligkeit, mit der die Jahre dahinrollen! Ich habe noch nie in meinem Leben ein kürzeres Jahr erlebt als das nun zu Ende gehende; und je älter ich werde, desto kürzer werden die Jahre. Ihr Alten blickt heute auf eure sechzig oder siebzig Jahre zurück und sagt: "Bald, junger Mann, werden dir die Jahre noch kürzer vorkommen." Ich glaube es wohl. Aber ist es nicht eine sehr ernste Sache, wenn wieder ein Jahr verstrichen ist und sich doch viele von euch noch nicht bekehrt haben? Ihr seid genauso weit, wie ihr im vorigen Jahr wart. O nein, ihr seid schon dem Tod und der Hölle nähergekommen, wenn ihr nicht Buße tut. Ihr seid noch nicht ganz verhärtet, denn ihr habt manche ernste Eindrücke empfangen. Ich bitte euch, beantwortet diese Frage: "Was habe ich getan?" Es wird bald eine Zeit geben, in der ihr euch diese Frage werdet stellen müssen; aber dann wird es zu spät sein.

Vielleicht fragst du: "Wird das auf meinem Totenbett sein?"

Nein, dann ist es noch nicht zu spät; solange die Lampe des Lebens brennt, kann sich der elendeste Sünder noch zu Gott wenden. Aber wenn euer Lebenshauch entflohen ist, wird es zu spät sein zu fragen: "Was habe ich getan?"

So wahr Gott lebt, vor dem ich stehe, einst werde ich vor euren Gewissen gerechtfertigt dastehen. Einst wird es offenbar werden, daß ich an diesem Tag ein treuer Zeuge wider euch gewesen bin. Ihr seid gewarnt worden. Ich habe euch so ernst gewarnt, wie ich es vermochte. Ich bin nun mit meiner Überredungskunst am Ende. Ich kann euch nur noch einmal bitten: Flieht zu Jesus! Ich bitte euch dringend: Flieht zu Christus. Sucht seine Gnade und schaut auf ihn. Oder aber - verwerft meine ernste Warnung auf eure eigene Gefahr hin.





Ch.Spurgeon "Keiner ist, den seine Bosheit gereue, der da spräche: Was habe ich getan!" Jeremia 8,6

Nur wenige Menschen unterziehen sich der Mühe, ihren Lebenslauf zu überdenken. Die meisten sind so nahe daran, bankrott zu machen, daß sie sich schämen, ihre Bücher durchzusehen. Die große Masse der Menschen gleicht dem einfältigen Strauß, der, wenn er von den Jägern verfolgt wird, den Kopf im Sand begräbt, seine Augen schließt und dann glaubt, er sei in Sicherheit, weil er seine Verfolger nicht mehr sieht.

Aber bedenke, mein Freund, daß dir eine solche Untersuchung deines Lebens nicht den geringsten Schaden bringen kann. Kein Kaufmann ist je dadurch ärmer geworden, daß er seine Bücher durchgesehen hat. Er mag herausfinden, daß er ärmer ist, als er dachte, aber die Durchsicht seiner Rechnungen ist es nicht, was ihn ärmer gemacht hat. Es ist besser, in die Vergangenheit zu blicken, solange sich noch etwas ändern läßt, als mit verbundenen Augen in der Hoffnung weiterzugehen, die Tore des Paradieses zu erreichen und erst dann zu merken, daß man im Irrtum war. Man kann nichts dadurch verlieren, daß man Inventur macht, und eine kleine Selbstprüfung kann einem durchaus keinen Schaden bringen. Bedenke auch, daß die Zeit, die du zu einer solchen Selbstprüfung hast, sehr kurz ist. Bald wirst du das große Geheimnis wissen. Meine Worte sind vielleicht nicht hart genug, um dir die Maske abzureißen. Aber es gibt einen, Tod genannt, der sich keine Komplimente sagen lassen wird. Du magst heute wie ein Heiliger einhergehen; aber der Tod wird dir bald dein geborgtes Gewand fortnehmen und dich vor Gottes Richterstuhl stellen. Bedenke auch, daß, wenn du dich auch selbst betrügen magst, du doch nie deinen Gott täuschen kannst. Du magst falsche Gewichte benützen, und die Waagschale, in der du dich wiegst, mag nicht die Wahrheit sagen; aber wenn Gott dich prüft, so wird er nicht durch die Finger sehen.

Möge Gott diese Ermahnungen an unseren Seelen segnen und dazu dienen lassen, daß wir uns alle die Frage stellen: "Was habe ich getan?"