Jes 65,19
C.H.Spurgeon
,,Und soll nicht mehr gehört werden die Stimme des Weinens."
Jes. 65, 19.
Die Verklärten weinen nicht mehr, denn aller äußere Anlaß zur
Traurigkeit ist weggenommen. Dort gibt's keine gebrochenen
Freundschaften; im Himmel gibt's keine getäuschten Hoffnungen
mehr. Armut, Hunger, Gefahr, Verfolgung und Verleumdung sind
dort unbekannt. Kein Leiden betrübt; kein Gedanke an den Tod,
kein Verlust mehr macht traurig. Dort weint man nicht mehr, denn
dort ist vollkommene Heiligung. Kein ,,arges, ungläubiges Herz"
verstößt sie mehr von dem Angesicht des lebendigen Gottes; sie
stehen ohne Fehler vor seinem Thron und sind vollkommen gleich
geworden dem Ebenbild seines Sohnes. Dort dürfen sie wohl
aufhören zu trauern, die aufgehört haben, Sünde zu tun. Sie
weinen nicht mehr, weil alle Furcht vor Veränderung und Wechsel
verschwunden ist. Sie wissen, daß sie ewiglich geborgen sind.
Die Sünde ist ausgeschlossen, und sie sind eingeschlossen. Sie
wohnen in einer Stadt, die nie kann erstürmt werden; sie sonnen
sich in den Strahlen einer Sonne, die nie untergeht; sie
erquicken sich aus einem Strom, der nie vertrocknet; sie brechen
Früchte von einem Baum, der seine Blätter nie verliert. Unzählige
Weltenjahre mögen vorüberziehen, aber die Ewigkeit erschöpft
sich nie, und so lange die Ewigkeit dauert, so lange währt auch
ihre Unsterblichkeit und Seligkeit. Sie sind allezeit bei dem
Herrn. Sie weinen nicht mehr, weil alle Sehnsucht gestillt,
alles Wünschen erfüllt ist. Sie können nichts wünschen, was sie
nicht schon besäßen. Auge und Ohr, Herz und Hand, Erkenntnis,
Vorstellungskraft, Hoffnung, Sehnsucht, Wille und alle
Seelenvermögen sind vollkommen befriedigt; und so unvollkommen
auch unser jetziges Wissen von dem ist, was Gott zubereitet hat
denen, die Ihn lieben, so wissen wir durch die Offenbarung des
Heiligen Geistes doch genug davon, daß die Seligen im obern
Heiligtum unaussprechlich selig sind. Die Freude Christi, die
eine unendliche Fülle der Wonne ist, wohnt in ihnen. Sie baden
sich in dem unergründlichen, uferlosen Meer unendlicher
Glückseligkeit. Dieselbe freudenvolle Ruhe bleibt uns
aufbehalten. Vielleicht ist sie schon nahe. Über kurz oder lang
wird die Trauerweide, daran wir unsre Harfen aufhängen,
vertauscht mit dem Palmenzweig des Sieges, und die Tautropfen
der Sorgen verwandeln sich dann in die Perlen ewiger Wonne.