Jes 57,15
D.Rappard
Also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnet,
des Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und
im Heiligtum und bei denen, so zerschlagenen und demütigen
Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der
Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.
Jes. 57,15.
Ein wundersames Wort. Was kann es für einen Menschen
Höheres, Seligeres geben, als von Gott bewohnt, mit ihm
auf's innigste verbunden zu sein? Und der Weg dazu? Ein
gebrochenes, gedemütigtes Herz. O, wir verstehen das wohl:
Der Hohe und Erhabene kann nur Platz finden da, wo der Mensch
klein und niedrig ist. Der Reiche kann sich nur der Armut
schenken.
G e b r o c h e n muß sein die eigene Gerechtigkeit, die sich
gut dünkt ohne das blutige Opfer des Lammes. G e b r o c h e n
die eigene Kraft, die ohne Gottes Beistand fertig zu werden
glaubt. G e b r o c h e n der eigene Wille, der sich selbst
regieren und nicht dem Hirtenstab Christi sich beugen will.
Du hast vielleicht mit Ernst gebetet: Herr, komm, wohne
in mir! Und der Herr antwortete dir dadurch, daß er dir
deine Armut offenbarte. Oder er nahm dir, was du liebtest, und
läuterte dich im Ofen des Elends. Oder er brauchte Menschen,
die dich demütigten. Liebes Herz, das alles war notwendig.
,,Gebrochen werden tut weh, aber gebrochen sein ist selig." Ja,
selig, weil Gott in gebrochenen Herzen wohnt.
Zieh ein in dies Herz, das gebeugt vor Dir lieget,
Ich lasse Dich nicht, Herr, Du segnest mich denn.
C.H.Spurgeon
Verschont oder zerschlagen.
"Ein Römer prahlte, daß er nie mit seiner Mutter versöhnt
worden sei, meinend, daß er nie mit ihr gezankt habe. So sagen
manche, daß sie nie getröstet worden sind, sie bedurften dessen
nie; sie nehmen nichts zu Herzen."
Zu dieser Gesellschaft gehören die, welche frei geboren sind
und niemals in irgend einer Menschenknechtschaft waren, und
doch durch ihr Prahlen die Ketten ihres Stolzes klirren lassen.
Die, welche nie verwundet waren, und deshalb nie geheilt
wurden, mögen sich ihres Zustandes rühmen, aber die Zeit wird
kommen, wo sie wünschen werden, es stände anders mit ihnen, und
den Geringsten unter denen beneiden, die zerbrochenen Herzens
und von Jesu verbunden sind. Ein Tag wird anbrechen, wo die
Selbstgerechten, die sich jetzt gemächlich in Zion fühlen, mit
Freuden tauschen würden mit denjenigen, die sie jetzt als
mürrisch und trübsinnig verachten.
Herr, laß mich unter denen sein, die bekennen, daß sie einst
Deine Feinde waren, und mit Dir durch den Tod Deines Sohnes
versöhnt sind. Laß mich unter die gezählt werden, welche die
Knechte der Sünde waren, aber durch Deine Gnade von Herzen der
Lehre Deines Wortes gehorsam geworden sind. Laß mich stets
lebhaft empfinden, daß eine radikale Veränderung mit mir
vorgegangen ist, deren ich sehr bedurfte, und ohne die ich
ein Erbe des Zornes gewesen sein würde, wie die andern.
(Th.Manton)