Jes 48,18
C.Eichhorn
Der Friede durch Gehorsam genährt und gewahrt
O daß du auf meine Gebote merktest, so würde dein Friede sein
wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.
Jes. 48, 18
Gott zwingt seinen Willen dem Menschen nicht auf. Er möchte,
daß er sich ihm aufschließe. Er hat dem Menschen den freien
Willen gegeben, und er soll darum nicht widerwillig, sondern
willig sich Gott unterwerfen. Es ist in Gott das Begehren
der Liebe: "O daß du auf meine Gebote merktest!" Er legt es
dem Menschen dringend nahe, ihm das Herz zu geben. Er
streckt wartend seine Hände aus den ganzen Tag zu seinen
ungehorsamen Geschöpfen. Aber er vergewaltigt sie nicht.
Auch wir wollen niemand zum Frommsein zwingen, besonders die
Jugend nicht; sie wird nur abgestoßen, wenn man sie mit
Strenge zu "frommen Pflichten" anhält. Aller Zwang auf
religiösem Gebiet erzeugt Widerwillen. Laßt uns in Herz und
Gewissen reden, dringend, doch nicht aufdringlich! Laßt uns
niemand herbeizerren! Die Weltmenschen sind gewalttätig und
wollen ihre Hörer mit Gewalt zu ihrem Standpunkt bekehren.
Wir wollen locken und einladen. Vor allem soll man an uns
selbst merken und spüren, daß es etwas Herrliches ist, ein
Kind Gottes zu sein, daß uns hier ein Glück zuteil wird, das
die Welt niemals bieten kann. - "Dein Friede wird sein wie
ein Wasserstrom." Friede ist tief innerliches Wohlsein,
wahres Seelenglück. Bei äußerem Wohlergehen kann mitunter
der Mensch innerlich unglücklich oder doch unzufrieden sein.
Wer den Frieden Gottes hat, dem geht's immer gut. Am meisten
darf er oft die Seligkeit der Gottesliebe dann schmecken,
wenn's ihm äußerlich schlecht geht. Der Friede ist wie ein
Wasserstrom, tiefgehend, und kann nicht getrübt werden. -
Wer besäße nicht gern dieses köstliche Kleinod des Friedens?
Doch erlangen es nur die, welche die notwendige Bedingung
erfüllen: mit der Sünde brechen und zu Gott sich bekehren.
Viele wollen nicht auf ihre Selbständigkeit verzichten und
sich nicht unter das sanfte göttliche Joch begeben. Sie
wollen der Welt nicht absagen, ob sie gleich nur eitle Ehre
und Freude und vergängliche Güter bietet. Sie wollen ihr
Leben einrichten, wie es ihnen gefällt. Es käme überhaupt
kein Mensch zur Bekehrung, wenn nicht das Gewissen erwachte
und sich gegen unsern Leichtsinn stellte und gegen unser
sündiges Wesen zeugte. Das Gewissen stellt sich auf Gottes
Seite und überwindet den bösen Widerstand unserer Natur.
Zugleich erwacht ein Heimweh nach Gott, unserm Ursprung.
Dieser Zug ist eine Macht gegen die Weltliebe. Er überwindet
den irdischen Sinn. Endlich kehren wir um und heim. Nun
empfangen wir den Frieden Gottes als reines Gnadengeschenk
auf Grund der Vergebung unserer Sünden. Der gekreuzigte
Heiland ist unser Friede. Aber dieser Gnadenfrieden wird
befestigt, genährt und gewahrt, wenn wir, überwältigt von der
Gnade und Liebe Gottes, uns seinem Willen unterwerfen und auf
seine Gebote merken. Dann schmecken wir seinen köstlichen
Frieden immer mehr.