Jes 41,1
C.H.Spurgeon
,,Laß die Völker sich stärken."
Jes. 41, 1.
Alles Irdische bedarf der Stärkung und Erneuerung der Kräfte.
Kein Geschöpf hat den Grund seines Fortbestehens in sich selber.
,,Du erneuerst die Gestalt der Erde" , ruft der Psalmist aus.
Auch die Bäume, die weder mit Sorgen noch mit Arbeit ihr Leben
verzehren, müssen vom Tau des Himmels trinken und aus den
verborgenen Schätzen der Tiefen ihre Nahrung aufsaugen. Die
Zedern auf Libanon, die Gott gepflanzt hat, leben nur fort, weil
sie Tag für Tag mit neuen Säften aus dem Schoß der Erde genährt
werden. So kann auch das menschliche Leben nur durch göttliche
Stärkung erhalten werden. Gleichwie man die verbrauchten Kräfte
des Leibes durch öfters Essen und Trinken immer und immer wieder
ersetzen muß, so müssen wir die Kräfte unsres Geistes und
unsrer Seele allezeit kräftig erhalten durch Nahrung aus dem
Wort Gottes oder durch die trostreiche Predigt des Evangeliums
oder durch die erquickende Speise des heiligen Abendmahls. Wie
leidet unser Seelenzustand sobald Not, wenn die Gnadenmittel
vernachlässigt werden! Wie siechen manche Kinder Gottes so
armselig dahin, weil sie lässig sind im Gebrauche des Wortes
Gottes und des stillen Gebets im Kämmerlein! Wenn unser Glaube
ohne Gott leben kann, dann stammt er nicht aus Gott; dann ist er
nur ein Traum; denn wenn er aus Gott geboren ist, so harret er
des Herrn, wie die Blumen des Taues. Ohne beständige Erneuerung
sind wir nicht vorbereitet auf die beständigen Anfechtungen der
Hölle, oder auf die schweren Heimsuchungen des Himmels, oder
selbst auf die inneren Kämpfe. Wenn sich die Windsbraut erhebt,
dann wehe dem Baum, der sich nicht am neuen Saft gekräftigt und
den Fels mit all seinen Wurzeln umschlungen hat. Wenn der Sturm
tobt, dann wehe den Schiffsleuten, die ihren Mast nicht
befestigt, ihren Anker nicht ausgeworfen, den sichern Hafen
nicht gesucht haben. Wenn wir das Gute darben lassen, dann
wuchert sicher das Böse in uns und sucht uns im verzweifelten
Kampfe zu überwinden; und wer weiß, welche furchtbare
Verzweiflung und schreckliche Ungnade uns dann überfällt. So
wollen wir uns denn in demütiger Bitte dem Fußschemel der
göttlichen Gnade nahen, auf daß sich die Verheißung an uns
erfülle: ,,Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft."