Jes 35,3
Ch.Spurgeon
"Stärket die schlaffen Hände und festiget die strauchelnden
Knie." Jesaja 35,3
Trägheit kann einen Menschen an Händen und Füßen lähmen. Die
Arme werden stärker, je mehr man sie gebraucht. Der Schmied
hat eine kräftige Faust, weil er immer den Hammer benutzt.
Wer Berge ersteigt oder jeden Tag einige Meilen marschiert,
bekommt kräftige Beine. Diejenigen aber, die still zu Hause
sitzen und wenig gehen, werden schon müde, wenn sie nur einen
kleinen Gang zu machen haben. Der Gebrauch unserer Glieder
macht uns stark, die Trägheit dagegen schwächt uns. Viele
unter euch würden stärker sein, wenn sie mehr arbeiten
würden. Welch eine faule Gesellschaft ist doch die
christliche Gemeinde! Generell betrachtet gibt es mehr faule
Subjekte in der Gemeinde Jesu Christi als in irgendeiner
anderen menschlichen Gemeinschaft. Es gibt einige, die mit
Eifer Gott dienen; aber wie viele von euch sind damit
zufrieden, auf ihren Plätzen zu sitzen und Predigten
anzuhören, ohne selbst irgend etwas für die Sache des Herrn
zu tun. Viele unter euch haben in ihrem ganzen Leben noch
nicht eine einzige Seele für Christus gewonnen. Das Heil
armer Seelen geht euch nicht zu Herzen; ihr wendet euch nie
an Gott mit ernstem Gebet für eure Nachbarn, die noch auf
dem breiten Weg gehen. Hin und wieder, wenn ihr einem
Betrunkenen begegnet, sagt ihr: "Oh, wie schrecklich!" Aber
damit ist euer Interesse erschöpft. Was tut ihr eigentlich?
Wir müssen wärmere Herzen bekommen und ein tätigeres Leben
führen, oder die Kirche Christi wird vor Trägheit sterben.
Sind eure Knie schwach, so dient Gott mit ihnen, so gut ihr
könnt. Hängen eure Hände schlaff herab, so arbeitet mit
diesen Händen und bittet Gott, sie zu stärken, bis ihr
kräftigere Hände bekommt. Besuche die Kranken, hilf den
Armen, lehre die Unwissenden, tröste die Betrübten; du wirst
feststellen, daß auf diesem Weg deine Hände stark werden und
deine Knie nicht mehr schlottern.
Ch.Spurgeon
"Stärket die schlaffen Hände und festiget die strauchelnden
Knie." Jesaja 35,3
Ich habe den Eindruck, daß die Christen in unserer Zeit
mit sich selbst sehr zufrieden sind, obwohl viel Ursache
vorhanden ist, das Gegenteil zu denken. Wenn ich Biographien
von Christen lese, die schon in der Ewigkeit sind, so
erstaune ich über mich selbst und kann nur bei dem Gedanken
weinen, wie weit ich hinter solchen Männern und wieviel
weiter ich hinter meinem göttlichen Meister zurück bin. Wenn
Martin Luther mit heiliger Unerschrockenheit der Gefahr
entgegensehen konnte, warum können wir es nicht? Wenn Calvin
mit Adleraugen die Lehren des Evangeliums unter den Nebeln
des Irrtums erkennen konnte, warum können wir es nicht? Wenn
andere Schimpf und Schande um Christi willen ertragen
konnten, warum können wir es nicht? Es ist kein Grund
vorhanden, weshalb nicht der Geringste der Heiligen der
Familie Gottes den Größten übertreffen sollte.
Ich weiß, daß die Gläubigen in unserer Zeit vollkommen damit
zufrieden sind, errettet zu sein. Wo ist jener heilige
Drang, der die Seelen der Christen zu edlen Taten fortreißt?
Wir sind zusammengeschrumpfte Zwerge, zufrieden mit der
geringen Höhe, zu der wir es gebracht haben, und fragen
nichts nach den Höhen, die sich noch über unseren Häuptern
auftürmen. Die müden Hände und die strauchelnden Knie
sind schuld daran. In den ersten Jahrhunderten wurde das
Evangelium in jedes Land getragen. Es gab keine Gegend in
der damals bekannten Welt, die nicht das Wort vom Kreuz
hörte. Die Nachfolger Jesu waren damals Männer, die keine
Furcht kannten. Sie verließen ihr Vaterland, Haus und
Familie um seines Namens willen und gingen überall umher
und predigten das Wort. Wir müssen alle erst unseren
Lebensunterhalt gesichert haben, ehe wir hinausgehen wollen,
um das Evangelium zu verkündigen. Und wenn uns dann kein
Beifall folgt, so hören wir bald wieder auf zu arbeiten.
Wenn die heutige Christenheit Beter wie die Apostel und
Märtyrer hätte, würden die Bollwerke des Satans keinen
Bestand haben.
Ch.Spurgeon
"Stärket die schlaffen Hände und festiget die strauchelnden
Knie." Jesaja 35,3
In unserem Text werden Hände und Knie erwähnt. Wir schließen
daraus, daß sie von großer Wichtigkeit sind.
Der Sitz der Furcht ist natürlich im Herzen zu suchen, aber
es ist eine Tatsache, daß, wenn das Herz des Christen zu
zittern beginnt, auch seine Arbeitshände und seine Gebetsknie
zu zittern beginnen. Er wird untüchtig im Dienst und ebenso
untüchtig im Gebet. Er wird schwach in der Tätigkeit und
schwach im Ringen mit Gott. Eine Zeitlang vermochten diese
traurigen Seelen ihren Kummer noch mit der Maske äußerer
Heiterkeit zu bedecken, aber jetzt können sie es nicht mehr.
Hände und Knie sind von höchster Wichtigkeit, weil sie die
Aufgaben eines Christen versinnbildlichen. Obwohl der Christ
durch das Blut Christi gerettet ist, so ist er doch als
Pilger nach dem Himmel unterwegs. Obwohl wir durch des
Lammes Blut überwunden haben, müssen wir doch als Streiter
kämpfen. Aktiver Dienst wird von jedem Christen erwartet.
Christus legt die Kinder Gottes nicht auf ein
Schlummerkissen, um sie dann in seligem Schlummer nach dem
Himmel zu tragen; sondern er gibt ihnen Leben und will, daß
sich dieses Leben entwickelt.
Wenn die Hände und Knie schwach sind, können wir nur wenig
tun. Ihr Knechte Christi, wie könnt ihr die schweren Lasten
aufheben, wenn eure Hände schwach sind und eure Knie
schlottern? Wie könnt ihr die Mauern eurer Feinde
niederreißen, wenn eure Hände zittern? Wenn unsere Knie
schwach werden, dann kommen wir leicht dahin, uns vor dieser
gottlosen Welt zu beugen; wir kriechen und schmeicheln, so
daß wir Sklaven werden, obwohl wir freie Männer sein sollten.
Seid also wachsam; denn wenn ihr im Dienst des Herrn Kraft
und Stärke verliert, werdet ihr großen Schaden leiden.