Jesaja

Jes 33,1 J.Kroeker Von seinen Gerichten.

"Wehe dir, du Verwüster, der noch nicht verwüstet worden ist, du Plünderer, den man noch nicht beraubt hat! Wenn du dein Verwüsten wirst vollendet haben, so sollst auch du verwüstet werden; wenn du deinen Raub erlangt hast, so wird man dich berauben!" Jes. 33,1.

Dem innersten Wesen nach waren sich alle großen Weltmächte innerhalb der Geschichte gleich. Sie überschritten in ihren Machtbestrebungen und kriegerischen Härten je und je die politischen Missionen, die sie wie ein Nebukadnezar von Gott auch für die anderen Völker empfangen hatten. Daher unterlagen auch sie wiederum dem Gericht, zu dem sie in ihrem skrupellosen Geist für andere geworden waren. Mit Babel an der Spitze sind sie daher in ihrem Charakter und Ziel nach der heiligen Schrift stets auch die Verkörperung des widergöttlichen und antichristlichen Lebens im großen Weltgeschehen. Im jeweiligen Gericht der Weltmächte fanden die Glaubenden nun stets jene Erwartung, dass jedes Gericht nur ein Vorspiel von jenem Endgericht sei, das zukünftig über eine im tierischen Geiste ausgereifte Weltmonarchie unter der Führung eines Antichristus kommen müsse.

In solchen großen Notzeiten der Geschichte, unter der Herrschaft des Antigöttlichen wurde stets ein Gebet der Gebeugten und Glaubenden geboren, das bis zu Gott selbst drang: "Herr, schenke uns Gnade, deiner harren wir, sei nur deren Arm für jeden Tagesanbruch, so bist du unsere Hilfe zur Zeit der Not." Selten stark kommt in diesem Gebet zum Ausdruck, wie der Glaube auch in der tiefsten Nacht daran festhält, dass auch die Weltmächte unter dem Walten Gottes stehen. Wirkt sich in deren Macht Gottes Arm aus, was der Prophet hier mit dem Wort ausdrückt: "Sei nur deren Arm für jeden Tagesanbruch", dann darf ihr Dienst in der Geschichte nicht nach Willkür geschehen. Steht hinter ihrem Herrschen Gottes Arm, dann ist die Hilfe da, sobald Israels innere Stellung es Gott möglich macht, demselben zur Hilfe zu werden.

Die Weltvölker wollen aber mehr sein als Gottes Arm. Sie wollen in ihrem Handeln und in ihren Zielen unabhängig sein vom Walten Gottes. Daher zieht eines Tages Gott auch sie ins Gericht. "Vor dem Schall der Donnerstimme entweichen Völker, vor deiner Erhebung zerstreuen sich Nationen." Steigt Gott in seiner Gerechtigkeit hinab in die Geschichte der Völker, dann bricht in ihrer Macht und in ihrer Politik, in ihrem Aufbau und in ihrer Zukunft alles zusammen, was das Feuer göttlicher Gerechtigkeit nicht erträgt. Gott gegenüber gibt es keine Sicherungen innerhalb der Geschichte! Gottes Gericht über die Völker wird jedoch nichts anderes sein als der geschichtliche Durchbruch seiner Gottesherrschaft: "Hocherhaben steht dann der Herr da, und ob Er in der Höhe wohnet, hat Er dennoch Zion erfüllt mit Recht und Gerechtigkeit."