Jes 10,12
A.Christlieb
Ich will heimsuchen die Frucht des Hochmuts des Königs von
Assyrien. Jesaja 10, 12
Der Sturz des Königs von Assyrien erinnert an den Sturz
Napoleons. Wann vernichtet Gott den gewaltigen assyrischen
Herrscher? Jesaja sagt: ,,Wenn der Herr all sein Werk
ausgerichtet hat auf dem Berge Zion und zu Jerusalem, dann
will ich heimsuchen die Frucht des Hochmutes..." Das will
sagen: Jener stolze Monarch war eine Zuchtrute in Gottes
Hand, durch welche er sein auserwähltes Volk demütigen
wollte. Darum gab Gott ihm Gewalt und Macht und ließ ihn die
Völker niedertreten. So ging es auch in Napoleons Tagen.
Gott ließ namenloses Elend kommen über ganz Europa. Die
abtrünnige Christenheit wurde gezüchtigt und gedemütigt. Als
aber die Völker im Elend wieder zum Gott ihrer Väter schrien,
da wurde der stolze Korse weggenommen. So tat und tut Gott
zu allen Zeiten. Als die Rede des Herrn den Joseph im
Gefängnis durchläutert hatte (Psalm 105, 19 f.), da wurde er
eilend herangeholt. Als Israel auf dem Karmel rief: ,,Der
Herr ist Gott", da strömte der Regen. Wenn die Schlacken
ausgeschieden sind und der Silberblick erscheint, dann wird
der Schmelztiegel vom Feuer gerückt. - Zuletzt erfolgt auch
das Gericht über den, der Gottes Rute gewesen ist. Und warum
wurde er so zerscheitert? Weil er sich rühmte: Durch meiner
Hände Kraft habe ich es ausgerichtet und durch meine
Klugheit!" Er sprach nicht wie David nach seinem Sieg: ,,Der
Herr hat meine Feinde auseinandergerissen" (2. Sam. 5, 20),
sondern rühmte sich, er habe die Völker zusammengerafft, wie
ein Knabe Vogeleier aufsammelt, ,,wo keine Feder sich sträubt
und kein Schnabel piept" (Jesaja 10, 13 f.). Grenzenloser
Stolz zeigt sich bei Sanherib wie bei Napoleon. Letzterer
konnte Kaiser und Könige zu einer Audienz befehlen, um zur
gegebenen Stunde mit verächtlichem Gruß an ihnen
vorbeizugehen. - Des Stolzen Werk geht unter. Wer demütig
wird, kann Bleibendes schaffen.