Jes 8,19
J.Kroeker
Von seinen Gerichten.
"Wenn sie euch aber sagen werden: So fragt die
Totenbeschwörer und Wahrsager, welche flüstern und murmeln,
so antwortet ihnen: Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen
oder soll man die Toten für die Lebendigen befragen nach
Gesetz und Zeugnis?" Jes. 8,19 f.
Die Zeitlage in Juda war bereits ungeheuer kritisch geworden.
Je bewusster man sich gegen Gottes Prophetenwort entschied,
desto mehr holte man seine Inspirationen und Orientierungen
vom Prophetentum des dunkelsten Aberglaubens. Aber an seine
kleine Herde innerhalb des Volkes ergeht die Weisung des
Propheten: "Wenn sie aber zu euch sprechen werden: Fraget bei
Beschwörern und Wahrsagern an, die flüsternd und in Rätseln
reden", und zwar mit der Begründung: "Fragt nicht jedes Volk
bei seinen Göttern, für die Lebenden bei den Toten an?" - so
folget nicht dem Rat, sondern "zum Gesetz und zum Zeugnis
beschwöre ich dich!"
Es bleibt das Gericht der göttlichen Offenbarung, dass sie
den, der sie verleugnet, in die Nacht dunkelsten Aberglaubens
stößt. Ohne Offenbarung und Beeinflussung von außen her
vermag kein Mensch zu leben und zu handeln. Er sucht
irgendwo eine Quelle für seine Inspirationen, Kräfte für
sein Handeln, Licht für seine Entscheidungen. Zu welch
einer Unnatur ein Volk sich in solchen kritischen Zeiten
erniedrigen kann, zeigte Juda, indem es zu Totenbeschwörern
und Wahrsagern seine Zuflucht nahm. Die Orakel der
heidnisch-dämonischen Betrüger sollen dem Volke Erleuchtung
geben und die Toten sollen den Lebenden zu Lehrern werden.
Wenn je gewisse Erscheinungen an einem lebendigen Volkskörper
zu untrüglichen Vorboten hereinbrechender Gerichte wurden,
dann waren es die blinden Versuche, aus dämonischen Quellen
und geheimnisvollen Orakeln seine Offenbarung und seine Kraft
zum Aufbau seiner Zukunft zu schöpfen.
An die kleine Jüngergemeinde des Propheten ergeht in solchen
Zeiten aber die ganz eindeutige Losung: "Zur Thora und zum
Zeugnis beschwöre ich." Denn wer diesen Weg zurück zum Licht
der Offenbarung und zum Zeugnis der Propheten nicht findet,
der mag der Form nach Ähnliches auch von anderen hören, es
wird ihm keine Morgenröte, keinen Anbruch eines neuen Tages
geben. Mag das Orakelwort dem Wort der Thora auch noch so
verwandt sein, es bleibt mit seinem Inhalt dem Licht der
Wahrheit doch völlig wesensfremd. Er bringt trotz aller
Verheißung doch nicht das Morgenrot eines neuen Tages. Was
aus dunklen Tiefen floss, führt mit unfehlbarer Konsequenz
in die Verzweiflung und in die Nacht mit ihrem Grauen.