Jesaja

Jes 6,8 Ch.Spurgeon "Und ich hörte die Stimme des Herrn fragen: Wen soll ich senden und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!" Jesaja 6,8

Es bewegt mich tief, daß Gott selbst von seinem Thron her rufen muß: "Wen soll ich senden?" Ach, mein Gott, sind keine Freiwilligen da für deinen Dienst? All diese Priester und Söhne Aarons will keiner von ihnen deine Botschaft ausrichten? Nein, nicht einer!

Es ist traurig, daß in der Gemeinde Gottes viele Männer und Frauen sind, die untüchtig scheinen, zu des Meisters Werk gesandt zu werden, und sich auch niemals anbieten zu gehen. Unter all diesen Erretteten keine willigen Boten an die Heiden? Tausende von uns arbeiten daheim. Ist keiner von uns berufen, in die Fremde zu gehen? Will niemand von uns das Evangelium in ferne Erdteile bringen? Findet die göttliche Stimme keine Antwort, wenn sie ruft: "Wen soll ich senden?"

Es gibt viele Menschen, die sich Christen nennen, die Geld verdienen, reich werden, das Fette essen und das Süße trinken. Ist nicht einer da, der sich senden lassen möchte? Um des Handels willen reisen die Menschen weit, warum nicht für den Herrn? Ach, ich will nicht nach den Ursachen fragen; Gott mag selbst in die Herzen blicken.

Aber da waren die Seraphim. Warum sandte der Herr nicht sie? Ach, Brüder, das hätte er tun können; aber es hat ihm gefallen, durch die Torheit des Evangeliums diejenigen zu erretten, die glauben, und die Botschafter müssen erlöste Menschen sein. Es ist eine große Herablassung von Gottes Seite, daß er zu diesem Dienst Menschen erwählt und uns so geehrt hat, daß wir seinen Schatz in irdenen Gefäßen tragen dürfen. Wir sollten uns darüber freuen. Aber es ist traurig, über alle Beschreibung traurig, daß aus den Myriaden williger Seraphim Gottes Ruf zu unwilligen Menschen gelangte: "Wen soll ich senden und wer wird für uns gehen?"





Ch.Spurgeon "Hier bin ich, sende mich!" Jesaja 6,8

Es stand außer Jesaja niemand anders im Tempel; niemand sonst sah das Gesicht; und deshalb kam der Ruf des Herrn so persönlich und direkt zu ihm, als wenn er der einzige Mensch auf der Welt wäre.

Nun, Brüder, da es heute wie zu aller Zeit im Werk des Herrn an Arbeitern fehlt, sollte sich jeder prüfen und fragen: "Wo stehe ich? Welche Stellung nehme ich zu diesem Werk Gottes ein?"

Einige von euch jungen Männern, die ihr noch nicht verheiratet oder nicht in das Meer des Broterwerbs hineingetaucht seid, seid in der Wärme der ersten Liebe in der Lage zu antworten: "Hier bin ich!" Und wenn dir Gott Reichtum verliehen und dich in eine günstige Lage versetzt hat, so bist du der Mann, der sagen sollte: "Vielleicht bin ich absichtlich so reich beschenkt worden, damit ich die Sache Gottes unterstützen kann. Ich fühle in meinem tiefsten Herzen, welche Schuld ich gegenüber Gott habe. Ich sehe die Not der Verlorenen; ich liebe sie um Jesu willen. Herr, nimm mich, wie ich bin, und brauche mich, wie du willst."

Möge der Geist Gottes einigen von euch, die den Herrn liebhaben, diesen Wunsch ins Herz geben!

Jesaja übergibt sich völlig dem Herrn. "Herr, was ich bin, bin ich durch deine Gnade; aber hier bin ich. Bin ich ein Mann mit einem Talent? - Hier bin ich. Oder ein Mann mit zehn Talenten? - Hier bin ich. Stehe ich in jugendlicher Kraft? - Hier bin ich. In reiferen Jahren? - Hier bin ich. Habe ich Vermögen? - Hier bin ich. Fehlen mir Fähigkeiten? - Ich habe ja meinen Mund nicht geschaffen und mir meine Schwachheiten nicht ausgesucht - hier bin ich. Gerade so, wie ich bin, wie ich mich deinem Sohn hingab, um erlöst zu werden, so gebe ich mich wieder hin, um zu deinem Ruhm gebraucht zu werden, weil ich für einen teuren Preis erkauft bin. Hier bin ich, sende mich!"





J.Kroeker Vom wahren Gottvertrauen.

"Und ich hörte die Stimme des Herrn fragen: Wen soll ich senden und wer wird uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!" Jes. 6,8.

Man staunt über den Mut des Propheten. Was er bisher sah, ließ ihn doch den unnennbaren Abstand zwischen sich und allem Göttlichen und Himmlischen fühlen. Und nie hätte er zu dieser Antwort den Mut gefunden, wenn nicht etwas Entscheidendes vorangegangen wäre. Dies war sein tiefes Heilserlebnis. In Gottes Gegenwart erkannte er zunächst sich selbst. Daher sprach er: "Herr, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk mit unreinen Lippen." In Gottes Gegenwart und im himmlischen Lichte wurde jede Unreinheit seines Wesens und seines Volkes offenbar. Und der Prophet fühlte das Richtende, das in diesem Offenbarwerden lag. Er sollte aber in der Verbindung mit diesem Gericht, das die Unreinheit seiner Lippen erfuhr, noch etwas viel Tieferes erleben. Er sollte das Geheimnis erfassen, wie enge Gericht und Gnade im göttlichen Wirken verbunden sind. Was wir zunächst bei der Wirkung des Lichtes als Gericht empfinden, ist nur die Vorbereitung für die Entfernung jener Schuld, die auf unsern Lippen ruht.

So führt jene vermehrte Gottesoffenbarung zunächst in tiefere Reinigung und jede Reinigung zu neuer Hingabe an den Herrn und jede Glaubenshingabe zu bestimmten Aufträgen von dem Thron Gottes. Nie hätte wohl der Prophet gewagt, angesichts all der heiligen Diener, die in tiefer Ehrfurcht den Thron Gottes umgaben, auf die Frage des Herrn hin: "Wen soll ich senden?" zu antworten: "Hier bin ich, sende mich!", wenn nicht diese Reinigung vorangegangen wäre. Durch jedes Gericht, das unser eigenes und unreines Wesen in dem Lichte vor dem Angesichte Gottes erlebt, wird der inwendige Mensch nur umso mehr gelöst für die Aufgaben, die Gott für uns hat. Wundern wir uns daher nicht, dass der Herr zuvor uns mit seinem Licht dient, bevor Er uns beruft, anderen zu dienen.

Welch ein tiefes Geheimnis jeder Erlösung! Erlösung lässt uns nie aufgehen in Gott und doch macht sie uns wesensverwandt mit Gott. Erlöste verschwinden nie in ihrem Erlöser, fühlen ewig den unnennbaren Abstand zwischen sich und Gott und wissen sich doch aufs engste verbunden mit Ihm. Denn Erlösung entfernt unsere Schuld, nimmt uns die Furcht, wirkt unsere Hingabe an Gott und lässt uns mit Jesaja sprechen: "Hier bin ich! Sende mich!" Und wie der Herr einst Dienst hatte für seine alttestamentlichen Knechte, so hat Er auch Dienst für jedes einzelne Glied seiner neutestamentlichen Gemeinde. Was bisher auch getan werden konnte, immer noch ist das Feld weiß zur Ernte. Darum bittet den Herrn, dass Er Schnitter in seine Ernte sende!"