Jes 6,2
S.Keller
Jes. 6, 2: «... Und mit zwei Flügeln flogen sie.»
Ach, wie oft steckten wir in solchen Nöten und Drangsalen
drinnen, daß wir keinen Ausweg mehr sehen und klagten: Hier
kann ich nicht heraus und darüber komme ich nicht weg.
Ja, wenn man, wie jene Gottes-Engel, zwei Flügel hätte!
Da wollte man schon darüber wegfliegen! Und wenn das
Gefürchtete eintrat? Ja, was war es denn meistens? Entweder
mußten sich die Felsen teilen und uns durchlassen, oder
wir wurden wie von Flügeln über alle die Dornenhecken
weggetragen. Traurig, wenn wir in Gottes Verheißungen die
fertigen Flügel finden, aber wie ein Adlerjunges keinen Mut
haben, die Flügel auch zu gebrauchen! Man sagt, der alte
Adler werfe schließlich solch ein ängstliches Junges aus dem
Nest, damit es in der Not fliegen lerne! Und blitzschnell
schießt er selbst zehn Meter tiefer, um für alle Fälle es mit
seinen Flügeln aufzufangen. Gott macht es genau so mit uns.
Er will Adler aus uns erziehen. Darum wirft er uns durch
schwere Schicksalsschläge aus dem stillen Nest heraus, damit
wir lernen, mit unseren zwei Flügeln zu fliegen. Es wird uns
schon nichts Schlimmes geschehen: Unter uns sind seine
Adlerflügel!
Wir danken dir, Herr, unser Gott, für alles! Für die Not,
die uns aus der Stille herausriß, für deine Flügel, die uns
schützten, und für die Flügel, die du uns gabst! Lehre uns
auffahren mit Flügen wie Adler! Wenn du willst, daß wir
fliegen sollen, dann segne uns das Fliegen. Amen.