Hl 8,14
Ch.Spurgeon
"Eile, mein Lieber, und sei der Gazelle gleich oder dem
jungen Hirsch auf den Balsambergen!" Hohelied 8,14
Das Hohelied schildert die Liebe Jesu zu seinem Volk, und es
endet auf seiten der Gemeinde mit dem innigen Verlangen, daß
der Herr Jesus bald zu ihr zurückkehren möchte. Ihr letztes
Wort an den Geliebten ist: "Beschleunige deine Wiederkunft;
eile und komm wieder!"
Ist es nicht seltsam, wie der letzte Vers dieses Buches der
Liebe ähnlich ausklingt wie die letzten Verse des ganzen
Buches Gottes, wo es heißt: "Es spricht, der dieses bezeugt:
Ja, ich komme bald! Amen, komm, Herr Jesus!"? Das Lied der
Liebe und das Buch der Offenbarung enden fast gleichlautend
in der starken Sehnsucht nach Christi Wiederkunft.
Stimmen unsere Herzen mit diesem Verlangen überein? Sie
sollten es. Aber haben nicht etliche unter euch fast
vergessen, daß der Herr Jesus wiederkommen wird? Andere, die
wohl wissen, daß er wiederkommen wird, haben das als eine
Lehre angesehen, die man beiseite legen könnte. Seid ihr
ohne jedes Verlangen nach seiner herrlichen Erscheinung
gewesen? Ist das recht?
Wenn ihr keine Sehnsucht nach Christi Wiederkunft, kein
Verlangen nach seiner baldigen Rückkehr habt, dann sind
eure Herzen sicher krank, und eure Liebe ist erkaltet.
Ich glaube, daß unsere Beziehungen zur Wiederkunft Christi
als das Thermometer angesehen werden können, das den Grad
unserer geistlichen Wärme angibt. Wenn wir ein starkes,
sehnsüchtiges Verlangen nach der Wiederkunft des Herrn haben,
dürfen wir hoffen, daß es gut um uns steht.
Die Braut ruft: "Eile, mein Lieber!" Die Liebe wünscht stets
den Gegenstand zu sehen, auf den ihr Herz gerichtet ist. Wo
große Liebe ist, da ist auch große Sehnsucht; und diese
Sehnsucht kann zuweilen so zunehmen, daß sie beinahe zur
Ungeduld wird. Sollte sich die Gemeinde, die über die
Abwesenheit des Herrn trauert, nicht nach seiner Wiederkunft
sehnen?
Ch.Spurgeon
"Eile, mein Lieber, und sei der Gazelle gleich oder dem
jungen Hirsch auf den Balsambergen!" Hohelied 8,14
Es gibt noch einen weiteren Grund, aus welchem die Gemeinde
Jesu ruft: "Eile, mein Lieber!" Wir wünschen, an Christi
Herrlichkeit teilzunehmen; aber unser höchstes Verlangen ist,
daß unser Herr verherrlicht werde.
Ich glaube, daß ich die Unterstützung eines jeden Christen
finde, wenn ich sage, wir möchten tausendmal lieber, daß
Christus verherrlicht wäre, als daß wir geehrt werden.
Jeder treue Diener des Herrn Jesus freut sich auf seine
Wiederkunft, weil er dann in seinen Heiligen verherrlicht und
in allen Gläubigen bewundert werden wird. Dann wird er das
volle Lob bekommen, und seine Feinde werden vor Scham ihre
Angesichter verbergen.
Was werden sie am Tage seiner Erscheinung tun? Judas, wo
bist du? Verkaufe deinen Herrn noch einmal für dreißig
Silberlinge! Nun, er flieht und wünscht, daß er wieder
hinausgehen und sich selbst vernichten könnte; aber es
ist unmöglich.
Pilatus, du schwankender Pilatus, wasche deine Hände wiederum
in Wasser und sprich: "Ich bin unschuldig an dem Blut dieses
Gerechten." Es ist kein Wasser da, worin er seine Hände
waschen könnte, und er wagt es auch nicht, die gottlose Pose
zu wiederholen.
Und nun ihr, die ihr damals gerufen habt: "Kreuzige, kreuzige
ihn!" Erhebt eure Stimme wieder, wenn ihr es wagen wollt.
Aber was sagen sie? Sie flehen die Berge an, daß sie über
sie fallen, und die Hügel, daß sie sie verbergen möchten.
Ja, sie fliehen; aber ihr, die ihr dem Herrn gehört, die er
errettet hat, ihr werdet herzutreten und sein Lob singen.
Ihr werdet eure Freude an ihm haben. Euch wird es der Himmel
sein, ihn von Ewigkeit zu Ewigkeit preisen zu können. O ja,
großer Meister: "Eile, mein Lieber!" Alle deine Heiligen
werden einstimmig und aus vollem Herzen sagen: "Amen, komm,
Herr Jesus!