Hl 2,2
Ch.Spurgeon
"Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter
den Töchtern." Hohelied 2,1-2
Sagt unser Herr nicht von den Lilien des Feldes, daß selbst
Salomo in all seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist
wie sie? Und wenn ich der Lilien Christi gedenke, die mit
seiner eigenen Gerechtigkeit geschmückt sind und sein Bild an
sich tragen, fühle ich mich geneigt, die Worte des Herrn zu
wiederholen. Der Herr will sagen, daß, wenn die Weltmenschen
in ihrem besten Zustand, in ihrer schönsten Kleidung, in
ihrer Herrlichkeit und Pracht prangen, sie im Vergleich zu
seiner Gemeinde nur Dornen sind. Obwohl die Gemeinde so
klein, so arm und verachtet scheint, ist sie doch reicher und
größer als alle Fürsten und Reiche und Herrlichkeiten der
Erde.
Die Dornen sind wertlos; sie wachsen und breiten sich aus,
sie hindern das Land, aber sie bringen keine Frucht und
wachsen nur, um für das Feuer als Nahrung zu dienen. Die
Lilie jedoch ist eine Schönheit und eine beständige Freude
für jedermann. Sie verbreitet einen angenehmen Duft und
ziert den Raum, in welchem sie steht. Die Dornen sind eine
Frucht der Sünde. Die Lilien dagegen sind ein Bild des
Segens, wie auch ein wahrer Gläubiger ein Segen ist. Der
Christ gleicht einer Lilie, die niemand sticht und doch unter
denen lebt, die voll Schärfe und Spitzen sind. Sein Ton,
sein Temperament und sein Auftreten zeugen von seiner
königlichen Abstammung, wenn der Geist Gottes wirklich in
ihm ist. Im Verhältnis zur Welt ist der Christ wie eine
Lilie inmitten der Dornen.
Befindet sich diese liebliche Blume in solcher Gesellschaft
nicht am falschen Platz? Christus sagte: "Ich sende euch wie
Schafe mitten unter die Wölfe." Es ist sehr angenehm, wie ein
Schaf unter Schafen zu sein, mit ihnen unter den Augen des
Hirten auf grünen Auen zu weiden. Aber unsere Aufgabe ist
es, mitten in der gottlosen Welt eine Lilie unter Dornen zu
sein.