Pred 5,4
W.MacDonald
»Wenn du Gott ein Gelübde ablegst, zögere nicht, es zu
erfüllen! Denn er hat kein Gefallen an den Toren. Was du
gelobst, erfülle!« Prediger 5,4
Wir haben alle schon von Menschen gehört, die Gott dann hoch
und heilig etwas versprechen, wenn sie in der Klemme sitzen.
Dann geloben sie, daß sie Gott für immer vertrauen wollen,
Ihn lieben und Ihm dienen werden, wenn Er sie nur aus dieser
schlimmen Lage befreit. Aber wenn sie durch die Krise
hindurch sind, vergessen sie ihr Versprechen und führen
weiter ihr gewohntes Leben. Welchen Platz nehmen Gelübde im
Leben eines Christen ein und welche Richtlinien gibt es dafür
im Wort Gottes? Zuerst einmal ist es gar nicht notwendig,
feierliche Versprechen abzugeben. Das ist gar nicht
erforderlich; es sind im allgemeinen freiwillige Gelübde, die
man dem Herrn gegenüber ausspricht aus Dankbarkeit für Seine
Güte. So lesen wir beispielsweise in 5. Mose 23,23: »Wenn
du es aber unterläßt, etwas zu geloben, wird keine Sünde
an dir sein.« Zweitens sollten wir uns hüten, vorschnelle
Versprechen zu geben, das heißt Versprechen, die wir gar
nicht halten können oder die uns später vielleicht leid tun.
Salomo warnt uns hier: »Sei nicht vorschnell mit deinem
Mund, und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Gott
hervorzubringen! Denn Gott ist im Himmel, und du bist auf
der Erde, darum seien deine Worte wenige« (Prediger 5,1).
Aber wenn wir ein Gelübde ablegen, müssen wir es auch
sorgfältig erfüllen. »Wenn ein Mann dem Herrn ein Gelübde
ablegt oder einen Eid schwört, ein Enthaltungsgelübde auf
seine Seele zu nehmen, dann soll er sein Wort nicht brechen:
nach allem, was aus seinem Mund hervorgegangen ist, soll er
tun« (4. Mose 30,3). »Wenn du für den Herrn, deinen Gott,
ein Gelübde ablegst, sollst du nicht zögern, es zu erfüllen.
Denn der Herr, dein Gott, wird es unbedingt von dir fordern,
und Sünde würde an dir sein« (5. Mose 23,22). Es ist
besser, gar nichts zu versprechen, als etwas zu versprechen
und dann nicht zu halten: »Besser, daß du nicht gelobst, als
daß du gelobst und nicht erfüllst« (Prediger 5,4). Es kann
aber auch Ausnahmefälle geben, in denen es besser ist, ein
Gelübde zu brechen als es noch weiter zu halten. Ein Mann
kann beispielsweise vor seiner Bekehrung feierliche
Versprechen in irgendeiner falschen Religion abgelegt haben
oder in einem geheimen Bruderorden. Wenn es gegen Gottes
Wort wäre, diese Gelübde zu erfüllen, dann muß er der Schrift
gehorchen, selbst wenn er damit seine Schwüre bricht. Wenn
es aber einfach das Versprechen ist, bestimmte Geheimnisse
nicht auszuplaudern, dann kann er für den Rest seines Lebens
darüber schweigen, auch nachdem er alle Verbindungen zu einem
solchen Orden abgebrochen hat. Heute ist wahrscheinlich das
Gelübde, das am meisten gebrochen wird, das Eheversprechen.
Feierliche Schwüre, die man in der Gegenwart Gottes abgelegt
hat, werden so behandelt, als wären sie bedeutungslos. Aber
Gottes Urteilsspruch darüber bleibt bestehen: »Denn der
Herr, dein Gott, wird es unbedingt von dir fordern, und Sünde
würde an dir sein« (5. Mose 23,22).