Spr 10,1
W.MacDonald
»Ein weiser Sohn erfreut den Vater, aber ein törichter Sohn
ist der Kummer seiner Mutter.« Sprüche 10,1
Wodurch wird es eigentlich bestimmt, ob ein Sohn sich als
weise oder als töricht erweist? Welche Faktoren beeinflussen
es, ob er ein Johannes oder ein Judas wird?
Die Erziehung durch die Eltern ist sicherlich ein wichtiger
Gesichtspunkt. Dazu gehört auch eine gründliche Ausbildung
in der Heiligen Schrift. Der heiligende Einfluß des
Gotteswortes kann gar nicht genug betont werden.
Dazu gehört auch ein Elternhaus, das durch das Gebet gestärkt
wird. Die Mutter eines berühmten evangelikalen Predigers sah
einen Grund für dessen Bewahrung vor allem moralisch und
lehrmäßig Bösen darin, daß sie »sich die Knie wundgerieben
hatte« im Gebet für ihren Sohn.
Das bedeutet auch den Einsatz strenger Disziplin, so daß das
Kind rechtzeitig lernt, zu gehorchen und sich einer Autorität
unterzuordnen. Wir hören heute zwar laute Aufschreie gegen
strenge Strafen, aber durch allzugroße Nachsichtigkeit sind
schon mehr Leute in ihrem Leben gestrandet als durch den
Gebrauch der Rute (s. dazu Sprüche 13,24; 23,13.14).
Doch es ist auch nötig, dem Kind die Sicherheit zu geben, daß
es geliebt wird. Selbst die Strafe muß als ein Handeln aus
Liebe erfolgen, nicht als Ausbruch blanken Zorns.
Weiter gehört zu einer guten Erziehung, daß die Eltern ein
lebendiges Beispiel für das sein müssen, was sie bekennen.
Heuchelei in religiösen Dingen hat sich schon oft als ein
Stolperstein für Kinder christlicher Eltern erwiesen.
Aber außerdem spielt auch der Wille des Kindes eine Rolle.
Wenn es das Elternhaus verläßt, ist es frei und kann seine
eigenen Entscheidungen treffen. Und oft entwickeln sich
Kinder, die in derselben Familie unter den gleichen
Bedingungen groß geworden sind, ganz unterschiedlich. Zwei
Tatsachen im Leben muß man außerdem berücksichtigen. Einmal
ist es die, daß die meisten Menschen erst einmal selbst eine
Kostprobe von der Welt nehmen wollen. Die andere zeigt
uns, daß die meisten Menschen es vorziehen, durch eigene
Erfahrungen zu lernen, sei es auch in Schimpf und Schande,
anstatt durch die klugen Ratschläge eines anderen. Kluge
Eltern drängen ihre Kinder nicht dazu, ein Bekenntnis zu
Christus abzulegen. Wenn Kinder gerne zum Herrn kommen
wollen, dann sollte man sie dazu ermutigen. Aber wenn
man ihnen so lange zuredet, bis sie schließlich ein
unaufrichtiges Bekenntnis ablegen, und sie sich in späteren
Jahren davon wieder abkehren, sind sie viel schwerer für
Jesus Christus zu gewinnen.
Aber was ist, wenn christliche Eltern ihr Bestes getan haben,
um ihr Kind in der Furcht zum Herrn aufzuziehen, und dann
doch erleben müssen, daß es später Schiffbruch erleidet?
Zunächst einmal sollten sie sich immer daran erinnern, daß
das letzte Kapitel noch nicht geschrieben ist. Kein Fall ist
dem Herrn zu schwierig. Viele haben weiter ernsthaft gebetet
und alle Wege des Gesprächs offengehalten und schließlich
doch noch erlebt, daß ihr verlorener Sohn nach Hause
zurückgekehrt ist. In anderen Fällen sind die Gebete von
Eltern auch erst erhört worden, nachdem sie selbst schon
heimgegangen waren, um beim Herrn zu sein.