Psalmen

Ps 148,14 C.H.Spurgeon ,,Das Volk, das Ihm nahe ist." Ps. 148, 14.

Die Ordnung des Alten Bundes richtete heilige Schranken der Unnahbarkeit auf. Sogar wenn Gott seinem Knecht Moses erschien, sprach Er: ,,Tritt nicht herzu; ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen." Und als Er sich auf dem Berge Sinai seinem auserwählten und geheiligten Volke offenbarte, bestand eines seiner ersten Gebote darin: ,,Mache ein Gehege um den Berg, und heilige ihn." Sowohl in der gottesdienstlichen Ordnung der Stiftshütte, als in derjenigen des Tempels war stets der Gedanke der heiligen Absonderung vorherrschend. Die Menge des Volkes durfte nicht einmal den äußeren Vorhof betreten. In den inneren Vorhof durften sich nur die Priester begeben; während das Allerheiligste, der innerste Raum, einmal im Jahr vom Hohenpriester allein durfte betreten werden. Es war, wie wenn der Herr in jenen früheren Zeiten dem Menschen hätte zum Bewußtsein bringen wollen, wie sehr Er die Sünde verabscheue, und daß Er um ihretwillen die Menschen wie Aussätzige betrachten müsse, die vom Lager ausgestoßen seien; und auch wenn Er sich ihnen nahte, ließ Er sie den weiten Abstand fühlen zwischen einem heiligen Gott und einem unreinen Sünder. Als aber das Evangelium kam, wurden wir auf einen ganz andren Standpunkt gestellt. Das Wort ,,Gehe" ward mit dem freundlichen ,,Komm" vertauscht; die Entfernung mußte der Nähe Raum machen, und wir, die wir weiland ferne gewesen, sind nun nahe geworden durch das Blut Christi. Die menschgewordene Gottheit hat keine feurige Mauer mehr um sich her. ,,Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken," das ist die fröhliche Botschaft Gottes, da Er im Fleisch erschienen ist. Er läßt den Aussätzigen seine Krankheit nun nicht mehr entgelten durch Verbannung aus seiner Nähe, sondern gibt sie ihm nur dadurch zu fühlen, daß Er selbst die Strafe seiner Verunreinigung auf sich nimmt. Welch ein Gefühl der Sicherheit und der Bevorzugung wird uns doch durch die Nähe Gottes in Christo Jesu geschenkt! Kennt ihr's aus Erfahrung? Und wenn ihr's kennt, lebt ihr in seiner Kraft? Wunderbar ist diese Nähe, und doch soll noch eine innigere Annäherung erfolgen, wenn es einmal heißt: ,,Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen."