Ps 139,4
D.Rappard
Siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das Du,
Herr, nicht alles wissest. Von allen Seiten umgibst
Du mich und hältst Deine Hand über mir.
Ps. 139,4.5.
Von der Allgegenwart und der Allwissenheit Gottes handelt unser
Psalm. Ich redete einst darüber mit einem Jüngling; da sagte er
betroffen: ,,D a s i s t e i n s c h r e c k l i c h e r
G e d a n k e." Nicht lange hernach las ich den Psalm einer
alten, blinden Christin vor. ,,O, w e l c h e i n T r o s t,"
rief sie, ,,d a ß G o t t a l l e s w e i ß." Ja, was für des
Königs Feinde ein Schrecken, ist für seine Freunde eine Wonne.
An dieser Tatsache kann sich jeder prüfen.
Wer zu des Königs Freunden zählt, ist froh zu wissen,
daß er all unser geheimes Sehnen, unsere Kämpfe, ja auch unsere
Sünden kennt. Wir freuen uns, daß er uns erforscht; denn er
will uns heilen. Darum beten wir: Erforsche mich, Herr! (V.
23.) Laß gar nichts Unreines in mir!
Und in aller Dunkelheit, die uns umgibt, ist es so herrlich
zu wissen, daß bei ihm alles Licht ist. Die tausend Fragen,
die uns im Blick auf die Zukunft bewegen, sind keine Fragen
für ihn. Er weiß, wie er die verschlungenen Fäden entwirren
soll. Das Ende liegt klar vor ihm. Seine Gerechtigkeit und
seine Liebe sind Gewähr dafür, daß er alles wohl machen will.
In dieser Erkenntnis wollen wir voll Vertrauen ruhen.
Mich tröstet's in der dunkeln Nacht,
Mich labt's, wenn brennt die Sonne heiß,
Mich stärkt's mit wunderbarer Macht,
Wenn's klingt in meinem Herzen sacht:
Der Vater weiß.