Ps 120,5
C.H.Spurgeon
,,Wehe mir, daß ich ein Fremdling bin unter Mesech; ich muß
wohnen unter den Hütten Kedars."
Ps. 120, 5.
Als Christ mußt du inmitten einer gottlosen Welt leben und
wohnen, und es nützt dir wenig, wenn du rufst: ,,Wehe mir." Der
Herr Jesus hat nicht gebeten, daß du möchtest von der Welt
genommen werden, und was Er nicht für dich gebeten hat, brauchst
du auch nicht zu wünschen. Weit besser, du gehst der schweren
Prüfung entgegen in der Kraft des Herrn, und verherrlichst Ihn
durch deinen Kampf. Der Feind ist allezeit auf der Lauer, um in
deinem Wandel Fehler und Gebrechen zu entdecken; sei darum recht
heilig. Bedenke, daß aller Augen auf dich gerichtet sind, und
daß mehr von dir verlangt wird als von andern Menschen. Bestrebe
dich, keinen Anlaß zum Tadel zu geben. Laß deine Aufrichtigkeit
in Wort und Wandel den einzigen Vorwurf sein, den man dir machen
kann. Wie Daniel nötige deine Widersacher, von dir zu sagen:
,,Wir werden keine Sache an diesem Daniel finden, ohne über
seinen Gottesdienst." Trachte ferner nicht nur standhaft zu
bleiben, sondern auch im Segen zu wirken. Vielleicht denkst du:
,,Wenn ich in einer günstigen Lage wäre, so könnte ich der Sache
des Herrn dienen, aber da, wo ich jetzt bin, kann ich das Gute,
das ich wirken möchte, nicht vollbringen;" aber je schlimmer die
Leute sind, unter denen du wohnst und lebst, umso nötiger sind
ihnen deine Ermahnungen; sind sie verschroben, so ist's um so
notwendiger, daß du sie gerade streckst; sind sie verkehrt, so
mußt du umso mehr ihr stolzes Herz der Wahrheit zuzuwenden
suchen. Wo ist der Arzt an seiner rechten Stelle, wenn nicht da,
wo's viele Kranke gibt? Wo anders erringt der Krieger Ehre, als
im heißesten Feuer des Kampfes? Und wenn du des Kampfes mit der
Sünde müde bist, die dir von allen Seiten entgegentritt, so
bedenke, daß alle Heiligen diese Prüfung haben bestehen müssen.
Sie fuhren nicht auf weich gepolsterten Ruhebetten gen Himmel,
und du darfst nicht erwarten, daß du deine Reise bequemer machst
als sie. Sie gaben ihr Leben dem Tode preis auf den Höhen des
Schlachtfeldes, und auch du wirst die Krone nicht empfangen,
wenn du nicht ebenfalls als ein guter Streiter Jesu Christi
schwere Kämpfe bestanden hast. Darum ,,wachet, stehet im
Glauben, seid männlich und seid stark." ,,Kämpfe den guten Kampf
des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen
bist, und bekannt hast ein gutes Bekenntnis."
D.Rappard
Wehe mir, daß ich ein Fremdling bin unter Mesech
und muß wohnen unter den Hütten Kedars.
Ps. 120,5.
M e s e c h und K e d a r sind die Namen öder Gegenden im
Norden und Süden Palästinas. Die Orte waren bewohnt von
wilden Horden, die den Fremdling beständig befehdeten. -
Der Herr führt manchmal seine Kinder in Lagen, die
ihnen in geistlicher Beziehung wie Mesech und Kedar
vorkommen, und es durchzieht alsdann ihr Herz ein Heimweh
nach Zion, nach der Gemeinschaft derer, die den Herrn lieben. -
Aber es gibt etwas Besseres als solches Heimweh.
Ein Jünger Jesu wurde aus gesegneter Evangelistenarbeit
in den Heeresdienst gerufen. In teilnehmender Liebe
wurde ihm geschrieben, es werde ihm wohl schwer geworden
sein, seine schöne heimatliche Arbeit zu vertauschen mit der
Fremdlingschaft in Mesech. Bald kam fröhliche Antwort: ,,Mein
Mesech ist zu einem Bethel geworden; denn Gott ist bei mir!"
O, wie köstlich ist solch ein Zeugnis! Bist du vielleicht heute
in Mesech, liebes Herz? Wird es deiner Seele bang, zu wohnen
bei denen, die den Frieden hassen? O, suche deines Gottes Nähe!
Vielleicht hat er dich in diese geistliche Einsamkeit geführt, um
sich desto inniger dir zuzugesellen. Naht er sich deiner Seele,
so wird auch aus deinem Mesech ein Bethel, eine Himmelspforte,
ein Gotteshaus.
Nicht bin ich einsam, Herr, mein Hort,
Bist Du mir nah!
Nicht bin ich fremd am fremden Ort,
Bist Du nur da!