Psalmen

Ps 119,133 C.H.Spurgeon Laß kein Unrecht über mich herrschen. Ps. 119, 133.

"Ein Vogel, der durch einen Faden angebunden ist, scheint mehr Freiheit zu haben, als ein Vogel in einem Käfig; er flattert auf und ab, und doch wird er festgehalten."

Wenn ein Mensch meint, daß er der Knechtschaft der Sünde im allgemeinen entronnen sei, und doch augenscheinlich unter der Herrschaft irgendeiner Lieblingslust bleibt, so irrt er sich traurig in seinem Urteil über seine geistliche Freiheit. Er mag sich rühmen, daß er aus dem Käfig heraus ist, aber der Faden ist unzweifelhaft um sein Bein. Wer alle seine Fesseln abgeworfen hat, bis auf eine Kette, ist noch ein Gefangener. "Laß kein Unrecht über mich herrschen," ist ein gutes und weises Gebet; denn eine gehätschelte Sünde wird die Seele ebenso sicher töten, wie eine Dosis Gift den Körper. Es ist nicht nötig, daß ein Reisender von zwanzig tödlichen Vipern gebissen wird, der Zahn einer einzigen Kobra ist durchaus genügend, sein Verderben zu sichern. Eine Sünde gleich einem Zündholz kann die Feuer der Hölle in der Seele anzünden. Die praktische Anwendung dieser Wahrheit sollte von dem Bekenner Christi gemacht werden, der ein Sklave des Trunkes, des Geizes oder der Leidenschaft ist. Wie kannst du frei sein, wenn eine dieser Ketten dich noch festhält? Wir haben Christen angetroffen, die hochmütig sind und andere verachten; wie können diese freie Leute des Herrn sein, wenn Stolz sie umgibt? In Willen und Absicht müssen wir jedes Band der Sünde brechen, und fortfahren mit Heiligung in der Furcht Gottes, sonst können wir nicht hoffen, daß der Sohn uns frei gemacht hat. O Du, der Du der freie Geist bist, breche jedes Band der Sünde, ich bitte Dich! (Th.Manton)