Ps 119,76
D.Rappard
Deine Gnade müsse mein Trost sein, wie Du Deinem
Knechte zugesagt hast.
Ps. 119,76.
Früher oder später kommt für jeden Menschen eine Stunde,
da er Trost bedarf. Auf Erden blüht kein unwandelbares
Glück. ,,Freude wechselt über Nacht mit Leiden, auch vom
Liebsten muß die Liebe scheiden." O, dann braucht man Trost! -
Es kommt aber alles darauf an, daß man den rechten Trost besitzt.
Manche suchen ihren Trost in irdischen Dingen; aber sie müssen
es erfahren, daß zerbrechliche Stäbe gebrochene Herzen nicht
stützen können.
Der Psalmist hatte einen besseren, einen unvergänglichen
Trost: die Gnade. Sie war ihm gegeben und zugesichert durch
das Wort seines göttlichen Herrn. Diese Gnade ist auch uns
angeboten im Evangelium. Wer sie sucht, wird sie finden.
Ein Ehepaar hatte einst unser Textwort zum Wahlspruch
für die Lebensreise erkoren. Das Wort bewährte seine Kraft
durch ein langes, wechselvolles Leben. Da ging der Gatte heim.
Wenige Tage darauf wurde der Witwe eine Spruchkarte gesandt mit
den Worten: D e i n e G n a d e i s t m e i n T r o s t
(Ps. 109, 21). Mit Tränen des Dankes durfte sie es bekennen:
Die Gnade, die wir in den sonnigen Tagen des Glücks zu unserem
Trost gewählt haben, hat nicht versagt. Sie i s t in der
dunklen Stunde des Leides mein überschwenglicher Trost.
Herr, Deine Gnade ist die Quelle der Freude
im Leben, und der Grund allen Trostes im Leiden
und im Tode.