Ps 115,1
D.Rappard
Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen
gib Ehre.
Ps. 115,1.
Haben wir den Anfang des Glaubenslebens eine Grundsteinlegung
genannt, so können wir füglich unser heutiges
Wort mit der Kreuzblume vergleichen, die den First des Gebäudes
schmückt: Nicht uns, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre! -
Fünf bedeutsame Gegensätze haben wir betrachtet:
Nicht unser Verdienst, - sondern Gottes Barmherzigkeit.
Nicht ich lebe, - sondern Christus lebt in mir.
Nicht mein Wille geschehe, - sondern des Vaters Wille.
Nicht wir streiten, - sondern Gott.
Nicht uns, Herr, gib Ehre, - sondern Deinem Namen!
O, möchte dieses schöne Schlußwort uns tief eingeprägt werden!
Manches sonst reiche und gesegnete Leben ist verunstaltet
oder gar verdorben worden durch Ehre-annehmen und Hochmut.
Fürchten wir uns vor Menschenlob; legen wir es sofort zu
Jesu Füßen nieder. Hüten wir uns auch gegenseitig vor dem
seelisch-fleischlichen Hangen an Personen, die uns zum Segen
gesetzt waren. Jedermann soll es von uns klar empfinden: Nicht
uns, nicht uns gib Ehre! - Die seligen Überwinder droben
werfen ihre Kronen vor den Thron des Lammes, als riefen
auch sie: Nicht uns, nicht uns! ,,Du bist würdig", sprechen
sie, ,,zu nehmen Ehre und Preis und Macht!"
Hilf mir, Herr, niemals meine Ehre zu suchen,
sondern die Deine. Deinem Namen sei alle Ehre!
C.H.Spurgeon
Das Geheimnis der Stärke.
Bist du vielleicht stolz darauf, liebe gläubige Seele, daß du
in der Gemeinde Gottes kein unnützer Knecht gewesen bist und
ihr zu deiner Zeit Dienste geleistet hast? Wer zieht dich vor?
Was hast du aber, das du nicht empfangen hast? Hast du ein
wenig Licht scheinen lassen in die Finsternis? Ach! wer hat
denn deine Lampe geschmückt, und wer ist's, der dein Licht noch
leuchtend erhält und es behütet, daß es nicht verlösche? Hast
du die Versuchung überwunden? Dann hänge nicht dein Panier
darüber auf; schmücke nicht deine eigene Brust mit der Ehre,
denn wer hat dich stark gemacht im Streit? Wer hat dir das
Schwert gewetzt und deinen Arm gestählt, daß du den Feind
schlagen konntest? Bedenke, daß du in alledem nichts dir selber
verdankst. Wenn du heitigentages ein Gefäß der Ehre bist, das
man verziert und vergoldet hat, wenn du jetzt ein köstliches
Glas bist, gefüllt mit dem herrlichsten Balsam, so bist doch du
es nicht, der dich dazu gemacht hat. Du bist bloß der Ton, aber
wer ist der Töpfer? Bist du ein Gefäß zu Ehren, so bist du kein
Gefäß für die eigene Ehre, sondern ein Gefäß zu Ehren dessen,
der dich gemacht hat. Wenn du unter deinen Mitmenschen dastehst
wie die Engel Gottes unter den gefallenen Geistern, wie ein
Auserwählter, von den anderen ausgesondert, so bedenke wohl,
daß nicht Gutes an dir war, um dessentwillen du erwählt worden
wärest; noch war es irgendeine Anstrengung oder deine Kraft,
die dich aus dem Sumpf des Sündenschmutzes erhob, deine Füße
auf einen Fels stellte und deinen Gang gewiß machte. Hinweg mit
der Krone von deinem stolzen Haupt, und lege deine Ehre dem zu
Füßen, der sie dir geschenkt hat. Verhülle mit den Cherubim und
Seraphim dein Angesicht und rufe aus: ,,Nicht uns, Herr, nicht
uns, sondern Deinem Namen sei Ehre und Preis und Ruhm von nun an
bis in Ewigkeit."
Und wenn du dich in Demut so beugst, dann bist du imstande, auch
das andere zu lernen: daß du d i c h n i e w i e d e r a u f
d i e e i g e n e K r a f t v e r l ä ß t . Wenn du es je
gewagt hast, dich auf einen fleischernen Arm zu lehnen, der so
gar zerbrechlich ist, dann tue es nie wieder. Erst beuge deine
Kniee und erflehe Gnade von dem, der dich stark macht, so wirst
du mit Freuden von deiner Arbeit heimkommen. Wenn du aber
hingehst in deiner eigenen Kraft, so wird deine Pflugschar am
Felsen zerschellen; dann säst du deinen Samen am Strande des
toten Meeres auf dem trockenen und dürren Sand, und du wirst
deinen Acker nach Jahren der Arbeit noch immer nackt erblicken,
und er wird dir nicht ein einziges Hälmchen aufsprossen lassen,
an dem du deine Freude haben könntest. ,,Vertrauet auf den
Herrn allezeit: denn in dem Herrn Herrn ist Kraft ewiglich."
Diese Kraft kommt dir nicht zugute, so lange du dich noch
irgend auf eigene Kraft verläßt. Er steht dir aber bei, wenn du
deine Schwachheit bekennst; wenn du aber stark bist in eigener
Kraft, dann nimmt Er Seine Kraft von dir und du strauchelst und
fällst. Darum lerne die Gnade erkennen und ergreifen, durch die
du alles täglich von Gott empfängst, so wirst du gekleidet
werden mit anmutsvoller Bescheidenheit.