Ps 112,4
S.Keller
Psalm 112, 4: «Den Frommen geht das Licht auf in der
Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten.»
Neulich las ich irgendwo:
,,Es ist kein Sinn so gut, er muß geändert werden;
es ist kein Sinn so schlecht, er kann geändert werden.
Es ist keine Sünde so klein, sie muß vergeben werden;
es ist keine Sünde so groß, sie kann vergeben werden."
Wer diese Sätze wirklich glaubt, dem ist schon Licht
in der Finsternis aufgegangen, das sich vom Gnädigen,
Barmherzigen und Gerechten her über ihn ergossen hat.
Solche Erkenntnis ist schon Gnade. Was muß an meinem
Sinn geändert werden, damit morgen besser zu Ende gehe als
heute? Das ist Buße. Aber ich soll nicht verzagen, solang
mir Licht vom Barmherzigen scheint. Mein Sinn ist doch noch
nicht so hoffnungslos schlecht: er kann noch geändert werden
durch Jesu Barmherzigkeit. Das ist Glaube. Und wenn er mit
meinen ,,Kleinigkeiten", die sich täglich finden wie Körnlein
des Sandes am Meer, in ein ernstes Gericht geht, daß ich
gedrängt werde, auch für jede einzelne seine Vergebung zu
begehren, so ist das die Treue des Gerechten. Erscheint
mir aber an einer Stelle der Schaden so verzweifelt, die
Gewohnheit so mächtig, daß ich mir nicht helfen kann, dann
treibt mich diese Erkenntnis erst recht ihm zu Füßen. In
solchen Erfahrungen bewegt sich unser ,,Frommsein" auf und
nieder, aber immer in seinem Licht.
Herr Jesus, laß mir dein Licht leuchten, daß ich aus meiner
Finsternis eilend komme zu dir. Löse mir das alte' Wesen ab
und laß das neue wachsen, was von dir stammt, daß ich Kind
deines Lichtes werde. Amen.