Ps 105,41
J.Kroeker
Über unsere Erquickungen vom Herrn.
"Er öffnete den Felsen und es floss Wasser heraus, es
lief ein Bach in der Wüste." Ps. 105,41.
Israel fand einst mitten in der Wüste ein Elim mit siebzig
Palmbäumen. Denn Gott hat immer wieder für jedes Mara das
Holz des Lebens gefunden, durch welches die bitteren Wasser
süß wurden. Aus tiefstem Erleben heraus bezeugte daher der
alttestamentliche Sänger, dass unser Gott in seinen
Offenbarungen weder an Zeiten noch an Orte gebunden ist.
Im Blick auf das große Können Gottes singt er zum Trost
der Müden und Heimgesuchten: "Er macht Ströme zur Wüste und
lässt Wasserquellen vertrocknen. Fruchtbares Land wird zur
Salzwüste - um der Bosheit derer willen, die darin wohnen ...
Er machte ab er auch die Wüste zum Wasserteich und dürres
Land zu Wasserquellen und ließ Hungrige daselbst wohnen,
und sie gründeten eine bewohnte Stadt."
Dieses ergreifende Bild hatte der Psalmist als Gleichnis aus
den allerschmerzlichsten Erlebnissen seiner Seele gewonnen.
Denn kein Bild drückt so den Zustand der Hoffnungslosigkeit
aus als das einer Wüste und das eines Felsens. Sowohl der
öden Wüste als auch dem kahlen Felsen fehlen jegliche
Vorbedingungen für jedes organische Leben und dessen
Wachstum. Auf ihrem Boden erstirbt das Leben, da herrscht
der Tod. Aber der Gott, der Auswege hat aus dem Tod, vermag
auch eine Wüste zu einem Garten Gottes umzuwandeln. Er kann
gebieten, dass Felsen Wasser geben und dass Wüsten Gärten
werden.
Denn für unseren Gott gibt es keine so einsamen Wege und so
dunkle Stunden, dass Er in denselben einer Seele nicht, wie
einst Jakob, einen offenen Himmel geben könnte. Er vermag
auch da, wo das natürliche Auge nur Schwierigkeiten,
Unfruchtbarkeit und geistliche Armut sieht, dem Glauben
Gelegenheit schenken, neue Lebensquellen zu entdecken, die
alles zu neuer Blüte und neuem Wachstum entstehen lassen.
Daher bezeugt der von Gott begnadete Knecht des alten Bundes
auch von der Pilgergemeinde, die - aus der Fremde kommend -
durch die öden Bakkatäler zu den heiligen Altären des Herrn
in Jerusalem wallt: "Und gehen sie durch ein Bakkatal, so
macht Er es zu einem Quellort, denn der Frühregen bekleidet
es mit Segen. Sie gehen von Kraft zu Kraft, bis sie vor Gott
in Zion er- scheinen." Göttliche Segensquellen können daher
auch im Krankenzimmer und am Sterbebett und auf einsamer
Landstraße liegen. Denn wo immer Christus seine Herrlichkeit
einer Seele in besonderer Weise offenbaren kann, da steht sie
auf einem Quellgebiet geistlicher Segnungen.