Ps 92,14
C.Eichhorn
Das Geheimnis des Jungbleibens
Wenn sie gleich alt werden, werden sie dennoch blühen,
fruchtbar und frisch sein. Ps. 92, 14
Ewige Jugend, Frische auch im Alter, welch herrliche
Aussicht! Sie öffnet sich allen, die im Hause Gottes
eingepflanzt sind und darin bleiben. Wer aus dem
Todesgefilde der Welt, die nur ein Scheinleben besitzt, in
Gottes Gemeinschaft versetzt worden und da eingewurzelt ist,
der stirbt ewig nicht ab. Er grünt und ist fruchtbar auch
im Alter. - Im Alter läßt die Kraft nach und verfällt
allmählich. Aber die Kraft des Glaubens, der Liebe, der
Hoffnung schwindet bei Gotteskindern nicht mit den Jahren.
Wenn es recht zugeht, mehrt sie sich. Die auf den Herrn
harren, kriegen immer neue Kraft. Das Kapital der
natürlichen, auch der seelischen Kräfte verzehrt sich
allmählich. Aber die geistliche Kraft schöpft aus der
Quelle, die nie versiegt. Das Naturfeuer des Eifers und der
jugendlichen Begeisterung erlischt mit der Zeit und wird
durch unliebsame Erfahrungen gedämpft. Aber das heilige
Feuer der Liebe zu Jesu und des Eifers für seine Sache wird
durch das Öl des Geistes genährt und gemehrt. - Die
leiblichen Sinne werden mit dem Alter stumpf, das Auge wird
trüb, die Sehkraft schwindet. Aber die Augen des geistlichen
Verständnisses werden bei Gotteskindern mit dem Alter nicht
schwächer. Im Gegenteil, sie gewinnen an Schärfe und
Klarheit. Das leibliche Gehör läßt nach. Nicht so das
geistliche Ohr. Es vernimmt die Stimme des Guten Hirten
immer besser, je länger es sich in seiner Nachfolge übt. Die
Füße und Hände werden matt und steif, zittrig und unbrauchbar
mit dem Alter. Die Spannkraft des Körpers schwindet, doch
die innere Bewegung bei wahren Gotteskindern läßt nicht nach.
Siehe Jes. 40, 30 f. - Im Alter stellt sich gern mürrisches
Wesen und Trübsinn ein. Gottes Kinder sind, auch wenn sie
abtreten müssen, im Alter fröhlich wie die Kinder. Das Lob
Gottes, diese schönste Freudenäußerung, verstummt nicht. -
Die Jugend ist die Lernzeit. Die meisten Menschen hören mit
den Jahren auf zu lernen und gehen in gewohnten Geleisen
fort. Sie verlieren dadurch auch die Fühlung mit der Jugend
und treten in Gegensatz zu ihr. Wahre Jünger Jesu bleiben
immer am Lernen. Diese Lernfähigkeit und Lernwilligkeit gibt
Gotteskindern ein jugendliches Gepräge und bringt sie der
Jugend nahe. Die Einbildung der Alten, die von vornherein
alles besser wissen wollen, stößt die Jugend ab. -
Blasiertes Wesen, das über alle lebhaften Seelenbewegungen in
Freude, Bangigkeit und Schmerz sich erhaben dünken will,
macht greisenhaft schon in der Jugend. Absprechende und
kritische Art, die sich fertig wähnt, und mürrisches Benehmen
machen vor der Zeit alt. Gotteskinder werden nie alt, weil
sie immer wachsen und neue Triebe ansetzen, vor allem weil
sie unermüdlich sind, im Herzen zu singen und zu spielen,
auch wenn der Mund nicht mehr singen kann (1. Petr. 2, 9b).
Ch.Spurgeon
"Noch im Alter tragen sie Frucht, sind saftig und frisch."
Psalm 92,15
Es gibt Bäume, die außerordentlich viel Frucht versprachen.
Weil aber die Blüten nicht ansetzten, fehlte es ihnen zur
rechten Zeit an Frucht. Aber die, welche Gott gepflanzt hat,
die er grünen und blühen läßt, bringen bis ins hohe Alter
viel Frucht. Nicht nur während ihres Jünglings- und
Mannesalters bleiben sie fruchttragende Bäume, sondern sie
bringen auch noch bei zunehmendem Alter Frucht, wenn ihre
Tage gezählt sind. Wenn andere erst Blätter tragen, sind
ihre Früchte reif und saftig. Wenn andere dahinwelken,
reifen sie heran. Sie werden im Alter Frucht bringen, zu der
Zeit, in welcher normalerweise nicht viel Frucht zu erwarten
ist - wenn die körperlichen Kräfte abnehmen und die
Geisteskräfte erlahmen, wenn die Kraft zum Hinausführen ihrer
Pläne sehr gering ist.
Die Verheißung, daß sie im Alter Frucht bringen werden, ist
nicht nur eine erfreuliche Verheißung, sondern erweist sich
auch als beglückende Tatsache. Wie köstlich ist die Frucht,
die mancher Alte trägt! Ja, ist nicht bei alten Kindern
Gottes die beste Frucht zu finden? Mancher junge Prediger
mag mit Leichtigkeit die Wahrheiten des Evangeliums
verkündigen; wenn du aber die Gütigkeit, die Salbung, den
Duft des Wortes Gottes erfahren und einatmen willst, so höre
einen Prediger, der aus langer, tiefer Erfahrung spricht. Es
ist etwas unbeschreiblich Schönes um einen Christen, der im
Dienste seines Herrn grau geworden ist. Wenn du gern mehr in
die wirklichen Tiefen, in die Wahrheiten, das Leben und die
Kraft des Christentums eindringen möchtest, wende dich nicht
an junge, unerfahrene Zeugen, sondern an solche, die im hohen
Alter Frucht tragen. Sie können besser aus der Fülle ihrer
Herzenserfahrungen reden. Sie haben ihren Herrn lieb
und freuen sich seiner. Sie sind voll Liebe, voll
Freundlichkeit, Sanftmut und voll wirklicher Kraft - nicht
der Kraft des Fleisches, sondern des Geistes. Es ist ihnen
eine Freude, die Jungen anzuleiten und sie auf dem Weg des
Herrn zu ermutigen.
Oh, welch ein Genuß ist es, einen Greis so grünen zu sehen!