Ps 84,4
J.Kroeker
Vom Wandel mit Gott.
"Wohl denen, die in Deinem Hause wohnen, die immerdar Dich
preisen." Ps. 84,5.
Auch dies sind unserer Seele Töne, die wunderbar in ihrem
Innern widerklingen. So sehr sie sich einst in ihrer Schuld
und Gebundenheit sehnte nach einer Zuflucht zu Gott, so sehr
sehnt sie sich jetzt nach einer bleibenden Gemeinschaft mit
Gott: nach einem Zustand, wo der Umgang mit Gott nicht nur
etwas Festliches oder nur Sonntägliches ist, sondern eine
Wirklichkeit wird, die durch kein Alltagsleben, durch keine
Pflichten und Berufsaufgaben, durch keine Einsamkeit und
Entbehrungen unterbrochen werden kann.
Durch die Erfahrungen, die sie gemacht, durch die
Enttäuschungen, die sie erlebt, durch die Niederlagen, die
sie kennen gelernt hat, ist es ihr zum Bewusstsein gekommen,
dass sie nur dann dauernd glücklich sein kann, wenn sie in
jener Gemeinschaft mit dem Vater bleibt, in die sie durch die
Tat Gottes hineinversetzt worden ist.
Und sie weiß, dass es so eine bleibende Gemeinschaft, so ein
Wohnen im Hause Gottes gibt, dass ihre Sehnsucht Erfüllung
werden kann. Sie weiß, dass das Wohnen im Hause des Herrn
und die Pflege heiliger Priesterdienste und die Lobpreisung
Gottes im Geist und in der Wahrheit nicht mehr an heilige
Orte und Zeiten, nicht mehr an besondere Stände und Verbände
gebunden ist. Sie weiß, dass es jenes allgemeine Priestertum
gibt, von dem der Apostel Petrus in seinem Briefe Zeugnis
ablegt mit den Worten: Ihr aber seid ein auserwähltes
Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges
Volk, ein Volk des Eigentums, auf dass ihr öffentlich
verkündigt die Tugenden des, der euch aus Finsternis berufen
hat zu seinem wunderbaren Licht, die ihr einst kein Volk
waret, jetzt aber Volk Gottes seid, die ihr nicht begnadigt
waret, jetzt aber begnadigt seid."
Auf neutestamentlichem Boden ist auch das kleinste und
schwächste Glied der großen Gottesfamilie berufen zu einem
"Wohnen im Hause des Herrn." Wer vom Geist gezeugt worden,
ist durch die Geburt in die Familie Gottes hineingeboren.
Hier kann nun die im Prinzip bleibende Gemeinschaft mit dem
Vaterhause auch eine in der Erfahrung erlebte werden. Und
erst bleibende Gemeinschaft macht das Leben des Glaubens
wirklich reich und köstlich! Denn was bedeutet es doch für
eine Seele, der es zur vollen Wirklichkeit wird, dass sie
alles mit Gott durchleben kann! Dass es keinen so einsamen
Weg für sie gibt, wo Gott nicht wäre, man keinen Dienst tut,
an dem Er nicht teilnehmen könnte, man in keinen Trübsalsofen
kommt, in den Er nicht mit hineinginge, man keine Tränen
weint, die Er nicht zählt, es keine Lasten gibt, die Er
nicht mitträgt, es keine Seufzer in unserer Seele gibt,
die Er nicht hört und versteht.