Psalmen

Ps 73,28 J.Kroeker Von der Erkenntnis Gottes.

"Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich. Ich habe den Herrn, Herrn zu meiner Zuflucht gemacht, zu erzählen alles, was Du tust!" Ps. 73,28.

Wir dürfen in der Gesamtschau des Lebens eines David nie das Tiefste und Wertvollste übersehen: Die Glaubenssprache seiner Psalmen. Es spricht etwas in seinen Psalmen, das weit über David selbst hinausweist, und einen selten tiefen Widerhall in jeder menschlichen Seele findet.

Dies Geheimnis der Psalmen löst sich nur aus dem Bekenntnis Davids: "Der Geist des Herrn redete durch mich, und sein Wort ist auf meiner Zunge." So menschlich die Zunge auch war, die da sang, - was sie sang, bleibt ewig. So stark auch das Ewige in seiner Offenbarung an das Empfangen und Erleben Davids gebunden war, es spricht auch heute zu uns als überzeitliche Botschaft von dem Gott alles Trostes und dem Vater der Barmherzigkeit, der weit größer ist als die verflossenen Jahrtausende und unser menschliches Leben. Ihm gehört das Heute nicht weniger als das Gestern Ihm gehörte und das Morgen Ihm gehören wird.

Haben wir Gott auch in den einzelnen Lebensphasen Davids gesehen, in seinen lichten und tragischen Stunden, - die verborgene Werkstatt Gottes betreten wir erst in seinen Psalmen. Hier wurde zunächst von Gott gewirkt, was eines Tages als Erkenntnis und Beugung, als Vertrauen und Hingabe, als Mut und Zuversicht, als Erleuchtung und Kraft in David Tat und Leben wurde.

Gab es auch manches in Davids Leben, das eines Tages dem Gericht verfiel, war auch in seiner königlichen Mission unendlich viel, das sich nur als ein wertvoller Beitrag in der Geschichte seines Volkes erwies, - sein Lied und Glaubenspsalm gehören der Gottesgemeinde aller Zeiten. In denselben ist er mehr als ein gesegneter Spross Isais und als ein zeitgenössischer Sänger seines Volkes. Er ist Glied der Menschheit, die ihn als Propheten hören wird, sobald auch sie in ihrem Suchen und Ringen Gott erlebt in seiner Wirklichkeit und Kraft.

So bescheiden er uns auch als Mensch erscheint, so tapfer er auch als Diener seines Königs Saul war, so schwer er auch an den Konflikten mit Saul trug, so glanzvoll er auch seine königliche Mission in Israel erfüllte - am schönsten bleibt David uns doch in dem, was er gesungen. In seinen Psalmen spricht der Mensch in seinem Leid und Kampf, in seiner Armut und Schuld, in seinem Flehen und Warten, in seiner Freude und Anbetung. Sein Lied spricht nicht von menschlicher Größe und Kunst, sondern von jenem Gott des Heils und der Kraft, der Offenbarung und Zukunft, der in seinem verborgenen Wirken über jedem menschlichen Leben steht.