Psalmen

Ps 69,6 J.Kroeker Von unserem Gottgeweihtsein.

"Lass nicht zuschanden werden an mir, die Deiner harren, Herr, Herr Zebaoth; lass nicht schamrot werden meinethalben, die Dich suchen, Gott Israels!" Ps. 69,7.

Gerade in Krisenzeiten, Volksleidenschaften, Wirtschaftsnöten, Geschichtskatastrophen steht auch die Welt des Glaubens in Gefahr, mit erschüttert zu werden. Nicht von Gott aus, der sie wirkt, steht sie in Gefahr. Ihr droht Gefahr von uns aus, die wir angeben, in ihr zu leben. Geben wir sie in der Stunde der Versuchung preis, verlassen wir sie als unsere einzige Position und Stärke, suchen wir uns auf jenen Boden zu retten, von der aus die Welt die Krisen meistern und die Zukunft gestalten will, dann wird die Welt des Glaubens unsichtbar. Sobald die Liebe in den vielen zu erkalten beginnt, die Glaubenden sich der Sünde teilhaftig machen, durch welche die Welt sich Gericht um Gericht schafft, dann wird die Macht Gottes unsichtbar im Weltgeschehen und die Herrlichkeit des Herrn zieht sich zurück aus dem Jüngerleben.

Wir wissen nicht, wie sehr die kommenden Zeiten uns noch zu einer Stunde der Versuchung werden können. Eins ist aber wohl auch bei allen Überraschungen, die an Gutem oder Bösem die Zukunft uns bringen mag, klar: es wird nicht an Versuchen fehlen, die Glaubenden aus ihrer eigentlichen Position, aus der Welt Gottes in "die Stunde des Menschen" zu ziehen.

Wie lebendig wird da die Sehnsucht: "Nicht zu Schanden lass werden an mir, die Deiner harren, nicht beschämt lass werden an mir, die Dich suchen, Gott Israels." Umfasst letzthin diese Sehnsucht doch das ganze Gebiet unserer prophetischen Sendung an die Welt, den ganzen Opferdienst der Liebe, zu dem uns das größte Opfer der Welt erlöst hat. Berief doch Jesus die Jünger in seine Nachfolge, damit sie von der Welt seines Vaters aus hinfort zum "Licht der Welt" und "Salz der Erde" werden möchten. Wie rang Paulus als Apostel später um die einzelnen Glieder der Gemeinde, wie warnte er die Stehenden vor geistlicher Berauschung an sich selbst, damit nicht auch ihr Leben und Dienen zu einem Fall und damit zum Skandalon für alle Schwachen und Suchenden werden möchte.

Das ist heilige Sehnsucht nach kindlicher Glaubensbewährung! Laodicäa kennt sie nicht mehr. Sie ist aber zu Hause in dem leidenden Smyrna, in dem ringenden Pergamon und in dem kleinen Philadelphia. Nicht Leiden wie in Smyrna, nicht Kämpfe wie in Pergamon, nicht Schwachheiten wie in Philadelphia hindern Gott, uns im Leben und Dienen so bewährt zu machen, dass wir durch sie zu einer Stärkung und Erquickung für andere werden. An Lot mussten einst schamrot werden alle, die in seinem Zeitalter Gott zu finden und zu dienen suchten. Abraham dagegen wurde in seinem bewährten Umgang mit Gott zum Vater der Gläubigen durch die kommenden Geschlechter und Jahrtausende hindurch.