Ps 55,22
C.H.Spurgeon
,,Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen."
Ps. 55, 22.
Wenn Sorgen, auch wo sie sich auf erlaubte Gegenstände beziehen,
uns über Gebühr gefangen nehmen, so sind sie vom Übel und eine
Sünde. Die Mahnung, ängstliche Sorgen zu vermeiden, wird von
unserm Herrn und Heiland immer und immer wieder eingeschärft;
sie wird von den Aposteln wiederholt, und sie kann nicht außer
acht gelassen werden, ohne daß dies eine Übertretung mit sich
bringt; denn der tiefinnerste Grund ängstlicher Sorgen liegt
darin, daß wir meinen, wir seien weiser als Gott. Wir maßen uns
an, an das zu denken, was Er nach unsrer törichten Einbildung
vergessen könnte; wir mühen uns ab, unsre drückende Last auf den
eignen Rücken zu nehmen, gleich als ob Er nicht imstande wäre,
oder nicht den Willen hätte, es für uns zu tun. Dieser
Ungehorsam gegen seinen klaren Willen, diese Mißachtung seiner
bestimmten Vorschrift, dieser Unglaube gegen sein Wort, diese
Anmaßung, daß wir uns in seine Angelegenheiten eindrängen
wollen, ist ganz und gar sündlich. Ja, noch mehr als das,
ängstliches Sorgen verführt oft zu sündlichen Handlungen. Wer
sein Anliegen nicht ruhig in Gottes Hände übergeben kann,
sondern seine Last selbst schleppen will, wird gar leicht
versucht, sich zur Erreichung seines Zweckes ungerechter Mittel
zu bedienen. Diese Sünde führt dazu, daß wir Gottes Rat und
Weisheit verlassen und bei menschlicher Weisheit Hilfe suchen.
Das heißt zu ,,löcherichten Brunnen" gehen, statt zum
,,lebendigen Wasser;" eine Sünde, die vor alters schon dem Volk
Israel zur Last fiel. Sorgen erwecken in uns Zweifel an Gottes
Güte und Freundlichkeit, und dadurch erkaltet unsre Liebe zu
Ihm; wir fühlen Mißtrauen und betrüben damit den Geist Gottes,
so daß unser Gebet verhindert, unser Wandel, der andern
voranleuchten sollte, befleckt, und unser Streben zur
Selbstsucht wird. So führt uns Mangel an Vertrauen auf Gott weit
von Ihm ab; aber durch den einfältigen Glauben an seine
Verheißung werfen wir jede Last, die uns zufällt, auf Ihn, und
,,sorgen nichts", weil Er sich's angelegen sein läßt, für uns zu
sorgen; das hält uns in seiner Nähe und stärkt uns gegen manche
Versuchung. ,,Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage;
denn man verläßt sich auf dich. Darum verlasset euch auf den
Herrn ewiglich; denn Gott, der Herr, ist ein Fels ewiglich."
W.Nee
Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen.
Psalm 55,22
Manche Christen können von Gott nicht für den Gebetsdienst
gebraucht werden, weil sie mit Anliegen überlastet sind. Sie
haben ihre Gebetsanliegen sich immer mehr anhäufen lassen,
anstatt im Gebet Erleichterung zu suchen, und am Schluß sind
sie von deren Gewicht so erdrückt, daß sie überhaupt nicht
mehr beten können.
Stell dir vor, du wolltest jemanden bitten, dir bei einer
bestimmten Aufgabe zu helfen, müßtest dann aber feststellen,
daß er ohnehin schon alle Hände voll zu tun hat. Wäre es
nicht zwecklos, ihn um Hilfe zu bitten? Genauso geht es auch
bei den Gebetsaufträgen; wenn du durch die Anliegen, die Gott
dir bereits anvertraut hat, zu Boden gedrückt bist, wie kann
dir Gott dann noch weitere übertragen? Der Gebetsdienst
verlangt einen Geist, der frei ist, anderenfalls ist deine
Arbeit für Gott ernstlich behindert. Möchtest du ein
Werkzeug für ihn sein, das immer für ihn bereitsteht, zum
Gebrauch? Dann strebe nach dem geistlichen Freisein, das
daraus entspringt, daß du die Last deines Anliegens auf den
Herrn wirfst.