Ps 37,4
C.H.Spurgeon
,,Habe deine Lust an dem Herrn."
Ps. 37, 4.
Der Sinn dieser Worte muß denen, die einem lebendigen Leben in
der Gottseligkeit ferne stehen, im höchsten Grade auffallen,
aber dem ernsten, gläubigen Christen sind sie weiter nichts
als die Bestätigung einer erkannten Wahrheit. Das Leben des
Gläubigen wird hier beschrieben als Freude und Wonne in Gott,
und wir werden befestigt in der Überzeugung, daß die wahrhafte
Gottesfurcht überströmt von Glück und Seligkeit. Gottlose
Menschen und bloße Namen-Christen sehen in der Frömmigkeit nie
etwas Erfreuliches: für sie ist dieselbe ein Sklavendienst,
eine lästige Pflicht, eine Nötigung, aber nie und nimmer eine
Freude und Erquickung. Wenn sie sich überhaupt zum Christentum
bekennen, so geschieht's entweder aus Eigennutz, weil sie
hoffen, dadurch etwas zu gewinnen, oder aus Furcht, weil sie
sich nicht unterstehen, anders zu handeln. Der Gedanke an Freude
und Wonne in einem gottesfürchtigen Wandel ist den meisten
Menschen etwas so Befremdendes, daß in ihren Redensarten keine
zwei Begriffe so weit auseinander gehen, wie die Worte:
,,Heiliges Leben" und ,,Wonne." Aber solche Gläubige, die Jesum
Christum erkennen, wissen aus Erfahrung, daß Glückseligkeit
und Glauben so innig miteinander verknüpft sind, daß auch die
Pforten der Hölle sie nicht auseinander zu reißen vermögen. Wer
Gott von ganzem Herzen lieb hat, findet jederzeit, daß seine
Wege liebliche Wege sind, und alle seine Steige sind Friede.
Solche Freude, solche Fülle der Wonne, solche überströmende
Glückseligkeit entdecken die Heiligen in ihrem Herrn, daß sie,
weit entfernt, Ihm aus bloßer Gewohnheit zu dienen, Ihm freudig
nachfolgen, ob auch alle Welt seinen Namen ärger verabscheut
als das Böse. Wir fürchten Gott nicht aus irgend welchem Zwang;
unser Glaube ist kein Gefängnis, unser Bekenntnis keine Kette,
zum heiligen Leben werden wir nicht mit Gewalt geschleppt, wir
werden nicht wie Sklaven zu unsrer Pflicht geknechtet. Nein,
unsre Frömmigkeit ist unsre Freude, unsre Hoffnung ist unser
Himmel, unser Wandel ist unsre Wonne, unsre Liebe ist unsre
Lust.
Freude und wahre Gottesfurcht sind miteinander verwachsen wie
Wurzel und Blüte; so unzertrennbar wie Wahrheit und Gewißheit;
sie sind wahrlich zwei herrliche Kleinode, die nebeneinander
schimmern in goldener Fassung. ,,Habe deine Lust an dem Herrn;
der wird dir geben, was dein Herz wünschet."