Ps 36,6
S.Keller
Psalm 36, 6: «Deine Gerechtigkeit stehet wie die Berge
Gottes, und dein Recht wie eine große Tiefe.»
Als ich zum erstenmal ins Hochgebirge kam, wurden mir solche
Vergleiche göttlicher Wahrheiten mit den Bergen klar und
lebendig. Wie klein und schwach ist der Mensch gegenüber
den Bergriesen! Gottes Gerechtigkeit steht unbeugsam und
unüberwindlich da, wie der blendend weiße First der Hochalp.
Sein Recht breitet sich aus wie der furchtbare Abgrund der
Tiefe zwischen steilen Hängen, wohinein der Blick entsetzt
und schwindelnd sich verliert. Und nun kommt der Führer
Jesus und seilt mich an und führt mich die schwersten Pfade
hinan oder die steilsten Abhänge hinab. Das tägliche
Erlebnis der ewigen Gerechtigkeit Gottes, wo Jesus mich mit
dem Vater versöhnt, und die tägliche Bewahrung, Gottes Recht
zu verletzen, was mich zerschmettern müßte, ist der Ausgleich
zwischen dem Bergriesen und dem Menschenkind. Seit Jesus mir
so vertraut geworden und so nah, wie mir kein Wesen im Himmel
und auf Erden sonst ist, haben die Höhen Gottes und die
Tiefen Gottes das Schreckhafte verloren. Jetzt bin ich ihm
nicht mehr zu klein und nicht mehr zu schlecht; sondern er
wird mein Vater und ich sein Kind.
Vater im Himmel! Ich danke dir, daß du mich nicht mit deinem
Donner schrecktest, sondern durch deinen Sohn erlöst und
begnadigt hast und nun zu dir lässest, daß ich jauchzend mich
deiner Größe und Herrlichkeit freuen darf. Ich bin dein. Du
bist mein. Halleluja! Amen.