Ps 5,2
D.Rappard
Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott!
Ps. 5,2.
Schöner und reichhaltiger als alle älteren und neueren
Gebetbücher der Welt ist jenes uralte, das sich in der
Mitte unserer Bibel befindet, d a s B u c h d e r P s a l m e n.
Wunderbar ist es, wie das Dürsten der Seele nach Gott, das
Schreien nach seiner Hilfe und der Lobpreis seiner Wohltaten
heute nach dreitausend Jahren noch so genau dasselbe
ist und dieselben Ausdrücke sucht und findet, wie damals.
Der Geist, der die Männer Gottes des Alten Bundes durchwehte, ist
derselbe, der auch in uns wirkt. Nimm dies goldene Schatzkästlein
zur Hand, bekümmerte Seele, wenn du keine Worte findest
zum Gebet. Sprich die Bitten nach, die deine Vorgänger im
Glauben emporsandten zu Gott. Er erhört auch dich.
Wie kühn bei aller Demut ist David seinem Gott gegenüber!
Er schämt sich seines Schreiens nicht. Es ist das Schreien
der Bedürftigkeit. So schreit das Kindlein, wenn es Nahrung
braucht; es schreit bis die Mutter herbeieilt. So ist das
Schreien des Herzens zu Gott das sicherste Mittel, seine Hilfe
zu erfahren.
Wenn mehr solches Schreien emporstiege zum Thron unseres
Gottes, so kämen mehr gnädige Erhörungen hernieder, und es
klänge dann auch mehr Jubel der Errettung.
Wo soll ich fliehen hin in meiner Armut?
Mein König und mein Gott, zu Dir, zu Dir!
Du bist reich über alle, die Dich anrufen; gib
auch mir aus Deiner Fülle.