Ps 4,2
C.H.Spurgeon
,,Liebe Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden?"
Ps. 4, 2.
Es hat einmal jemand zusammengestellt, was für Ehrenbezeugungen
das verblendete Volk Israel seinem langersehnten Messias
erwiesen hat. O, es ist ein trauriges Verzeichnis.
1) Sie gaben Ihm ein Ehrengefolge, an welchem römische
Kriegsknechte, jüdische Priester, Männer und Weiber teilnahmen,
und Er trug sein Kreuz. Das ist der Triumphzug, welchen die Welt
Dem bereitet, der da kommt, des Menschen furchtbarste Feinde zu
überwinden. Höllisches Hohngelächter ist der Begrüßungsjubel,
der Ihm entgegentönt, und teuflischer Spott die Lobhymne, die
Ihn empfängt.
2) Sie reichten Ihm einen Ehrentrunk. Statt des goldenen Bechers
voll edlen Weins boten sie Ihm den betäubenden Todeskelch
niedriger Verbrecher dar; aber Er verweigerte ihn, denn Er
wollte die unverhüllte Bitterkeit des Todes in seiner ganzen
Schärfe kosten; und als Er später schrie: ,,Mich dürstet," gaben
sie Ihm Essig mit Galle vermischt und boten es Ihm zum Munde dar
mit einem Schwamm auf einem Rohr. O! welch eine entsetzliche,
abscheuliche Ehrenlabung ward hier dem Königssohn zuteil!
3) Man gab Ihm eine Ehrenwache, die Ihm ihre Ehrfurcht damit
bezeugte, daß sie um sein Gewand das Los warf, und seine Kleider
als Beute wegnahm. Das war die Leibwache Des, den alle Himmel
anbeten: eine Rotte frecher Spieler.
4) Ein Ehrenthron ward Ihm zuteil am blutigen Kreuz; keine
weichere Ruhestätte wollten die aufrührerischen Menschen ihrem
rechtmäßigen Herrn gönnen. Das Kreuz war in der Tat der volle
Ausdruck dessen, was die Welt gegen Ihn fühlte. ,,Hier,"
schienen sie zu sagen, ,,hier, Du Sohn des Allerhöchsten, siehst
Du, was Gott selber von uns zu erwarten hätte, wenn wir Ihn
erreichen könnten."
5) Sein Ehrentitel war nach den Buchstaben: ,,König der Juden,"
aber das verblendete Volk verwarf diesen Namen und hieß Ihn in
der Tat den ,,Schächerkönig"; denn sie baten Barabbam los und
gaben Jesu den schimpflichsten Platz zwischen den beiden
Schächern. So ward seine Ehre von den Menschenkindern in allen
Dingen in Schande verkehrt, aber dennoch entzückt seine
Herrlichkeit die Augen aller Heiligen und herrlichen Engel von
Ewigkeit zu Ewigkeit.