2Chr 20,26
A.Christlieb
Das Lobetal
»Am vierten Tage kamen sie zusammen im Lobetal; denn daselbst
lobten sie den Herrn. Daher heißt die Stätte Lobetal bis auf
diesen Tag« (2. Chron. 20, 26).
Einer der schönsten Ortsnamen der Heiligen Schrift ist
»Lobetal«. Dieser Ort ist ein Vorbild für den Lobeort am
Thron des Lammes.
1. Der Engpaß vor dem Lobetal
Das Lobetal hat aber seine eigene Vorgeschichte. Man muß
gleichsam durch einen Engpaß dort eindringen. Eine große
feindliche Macht hatte sich aufgemacht, um mit Josaphat
zu streiten. Das gab zunächst Gefahr und Not.
So geht auch für uns ein großer Kampf voraus, ehe man einmal
im Lobetal droben ohne Gefahr jubeln darf. Bei uns sind es
nicht die vereinigten Kinder Moab und Ammon, sondern viel
schlimmere Mächte, gegen die ein Kampf zu bestehen ist.
Von diesem unserem Kampf singt der Dichter:
»O Jesu, hilf du mir selbst überwinden!
Der Feinde Zahl ist groß, ach, komm geschwind!
Welt, Teufel, Fleisch und Blut samt meinen Sünden
sind mir zu stark; o Herr, erhör dein Kind!
So soll dort oben mein Geist dich loben,
wenn ich erhoben den Sieg erlangt.«
Bei der Nachricht, daß ungeheure Feindesmächte gegen Josaphat
heranrückten, kam eine große Furcht über Josaphat. Das war
der »Engpaß« vor dem Lobetal. Aber Josaphat verzagte nicht,
sondern suchte mit seinem Volk Gottes Angesicht in ernstem
Fasten (V. 3).
Das ist auch unser Weg ins Lobetal. Manches Gebetstal und
Tränental und Schwachheitstal mag jenem Fasten vorangegangen
sein vor dem Lobetal.
2. Der richtige Glaubensgriff
Wie betet Josaphat? Er findet im Gebet den richtigen
Glaubensgriff: »Herr, bist du nicht Gott im Himmel und
Herrscher in allen Königreichen Und in deiner Hand ist Kraft
und Macht« (V. 6). So blickt der Glaube auf die Macht
Gottes und nimmt sie für sich in Anspruch. Das sind die
Fußspuren des Glaubensweges, der zum Lobetal führt. Josaphat
blickt im Gebet auch weit zurück auf das, was Gott früher
getan hat, und auf seine klaren Verheißungen (V. 7-9). So
müssen wir auch das Lobetal zu gewinnen versuchen. Ewiges
Klagen und Heulen führt niemals ins Lobetal.
Weiter breitet Josaphat vor Gott die ganze schreckliche
Gefahr (V. 10) und seine eigene völlige Ohnmacht (V. 12)
aus. Schöner kann uns die Bibel den Weg ins Lobetal gar
nicht zeigen. So wollen wir auch beten: »Herr, in uns ist
nicht Kraft gegen diesen großen Haufen. Wir wissen nicht,
was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir.«
Nicht in eigener Kraft kann man ins Lobetal eindringen,
sondern nur, wenn man mit seinem ganzen Jammer, mit seiner
ganzen Ohnmacht vor seinen Gott tritt und dort Siegeskräfte
von oben aus freiem Erbarmen sich schenken läßt.
Durch dieses Gebet ist Josaphat so gestärkt, daß er nun das
Volk ermahnen kann, sich mit ihm auf den Glaubensstandpunkt
zu stellen: »Ihr sollt euch nicht fürchten noch zagen; denn
ihr streitet nicht, sondern Gott« (V. 15).
Nein, es wird nicht unser Ruhm und unsere Kraft sein, wenn
wir ins Lobetal gelangen.
Dieser Josaphat im Alten Bund verstand vom Glauben in der
Praxis mehr als viele, die sechsmal den Römerbrief gelesen
haben!
Sodann befiehlt Josaphat, ehe der Kampf beginnt, Lob- und
Danklieder zu singen. In dieser Haltung des Glaubens gewann
er und das Volk einen völligen Sieg. Drei Tage lang konnten
sie Beute verteilen. Danach kamen sie dann ins Lobetal.
3. Das vollkommene Lobetal
Unvergeßlich wird es den Leuten geblieben sein, die aus dem
Gebetstal und Schwachheitstal und Kampfestal hineingelangt
waren ins Lobetal. Wie drang da ein Lobgesang nach dem
andern zum Himmel empor! Wie herzlich wird da Josaphat
gedankt haben, ebenso köstlich, wie er das Bitten verstand!
Die Luft wird erfüllt worden sein von lauter Loben und
Danken. Jetzt achteten sie gewiß die Leiden und die Ängste,
die vorangegangen waren, gering gegen die Herrlichkeit im
Lobetal. Und doch, jenes Lobetal zu Josaphats Zeiten war
nicht das letzte, war nicht das vollkommene. Dort erklang
das Lob immer nur von sündigen Lippen. Es kommt aber ein
Lobetal, da sollen wir Gott loben ohne Sünde.
Der Dichter sagt:
»Ach, nimm das arme Lob auf Erden, mein Gott, in allen Gnaden hin.
Im Himmel soll es besser werden, wenn ich bei deinen Engeln bin.
Da sing ich dir im höhern Chor viel tausend Halleluja vor.«
Gott führe uns alle in dieses Lobetal!