2Kö 4,34
Ch.Spurgeon
"Dann stieg er hinauf und legte sich auf das Kind und legte
seinen Mund auf des Kindes Mund und seine Augen auf desselben
Augen und seine Hände auf desselben Hände und breitete sich
also über dasselbe." 2. Könige 4,34
Wir sehen in dieser Geschichte, daß wir, wenn wir einem Kind
geistliches Leben bringen wollen, uns seinen Zustand
vergegenwärtigen müssen. Es ist tot. Gott will, daß du
fühlst, daß das Kind so tot in Übertretungen und Sünden
ist, wie du es selbst einmal warst. Gott will, daß du,
lieber Lehrer, mit diesem Tod in Berührung kommst, durch
schmerzliches, zermalmendes, demütigendes Mitgefühl.
Ein sterbender Mensch ist nötig, um sterbende Menschen
aufzuwecken. Ich glaube nicht, daß man einen Brand aus dem
Feuer reißen kann, ohne die Hand so nahe zu bringen, daß
man die Hitze des Feuers fühlt. Du mußt ein Bewußtsein des
furchtbaren Zornes Gottes und den Schrecken des zukünftigen
Gerichts haben; sonst wird es dir an heiliger Energie in
deiner Arbeit fehlen und damit an einer der wesentlichsten
Voraussetzungen des Fruchtbringens.
Wenn du dich in den Zustand des Kindes hineinversetzt und
deinen Mund auf den seinen und deine Hände auf seine Hände
legst, mußt du bemüht sein, dich so weit wie möglich der
Natur, den Gewohnheiten und dem Temperament des Kindes
anzupassen. Dein Mund muß die Worte des Kindes ausfindig
machen, so daß das Kind versteht, was du meinst. Du mußt die
Dinge mit den Augen eines Kindes sehen; dein Herz muß die
Gefühle eines Kindes haben, so daß du ihm ein Freund und
Gefährte bist.
Der Prophet beugte sich über das Kind. Er war ein
erwachsener Mann und der andere nur ein Knabe. Wer zu
Kindern sprechen kann, ist deshalb noch kein Narr. Um die
Kleinen zu lehren, haben wir unsere fleißigsten Studien,
unsere ernstesten Gedanken, unsere reichsten Kräfte nötig.
Du wirst ein Kind nicht lebendig machen können, ohne dich
vorher zu ihm herabgebeugt zu haben. Der weiseste Mann muß
alle seine Fähigkeiten anstrengen, wenn er mit Erfolg ein
Lehrer der Jugend sein will.