2Kö 2,19
J.Kroeker
Über Gottes Offenbarungsträger.
"Und die Männer der Stadt sprachen zu Elisa: Fürwahr, in
dieser Stadt ist gut wohnen, wie du, o Herr, siehst; aber
es ist schlechtes Wasser, und das Land macht kinderlos! Er
sprach: Bringet mir eine neue Schale und tut Salz darein!
Und sie brachten es ihm." 2.Kön. 2,19-20.
Jene Bürger Jerichos hatten zwar die Ursache der damaligen
Unfruchtbarkeit sehr klar erkannt. Sie standen aber
denselben ohnmächtig gegenüber. Es fehlten ihnen die
Vollmachten, ungesunde Wasser gesund zu machen. Sie hatten
wohl ein Auge, das die Not des Volkes sah, hatten wohl ein
Herz, das unter der herrschenden Unfruchtbarkeit litt, ihnen
fehlte aber die Kraft, auf diesem Gebiete ihrer Zeit zu
dienen.
Es ist aber ein gewaltiger Unterschied, ob wir der Not
unserer Zeit nur mit einer Klage im Herzen oder wie Elisa mit
Vollmacht von Gott gegenüberstehen. So wesentlich es auch
ist, dass wir ein offenes Auge für die geistlichen Nöte
unserer Zeit und unserer Kreise haben, Heilung bringt es
an sich dem Volke noch nicht. Diese kommt erst, wenn auch
Persönlichkeiten da sind, die der vorhandenen Not mit
Vollmacht von Gott zu dienen begnadigt sind.
Und doch ist es bereits immer eine verheißungsvolle
Morgendämmerung, wenn erst jene Stimmen sich hören lassen,
die nach dem Dienst zur Belebung ihres Volkes und ihrer
Kirche rufen. Sie künden den Anbruch eines neuen Tages an.
Das aus der Sehnsucht nach neuem Leben geborene Suchen und
Ringen geht immer der Erlösung voran, die Gott geben will.
Haben solche Seelen selbst zunächst auch nicht die Vollmacht,
Heilung ihrer Zeit zu bringen, sie werden doch fähig sein,
jene Boten Gottes zu finden, die eine göttliche Antwort
auf das Suchen und Fragen ihrer Seele geben können.
Solch einen Boten fanden die Bürger Jerichos einst in dem
Propheten Elisa. Er hatte tiefer die Kraft und das Wesen
seines Gottes erkannt, als seine Brüder, die mit ihrer
innerlichen Not und Klage über die ungesunden Wasser der
Stadt und über das unfruchtbare Leben der Familien vor ihm
standen. Er sah Wege der Heilung, die diesen verborgen
waren. Er wusste, dass die Macht seines Gottes größer sei
als die ungesunden Wasser, die das Land unfruchtbar machten,
und dass die Barmherzigkeit seines Gottes größer sei als der
Fluch, der bisher auf der Palmenstadt geruht hatte. Daher
rechnete er mit dem Gesunden auch der ungesunden Wasser und
dem Fruchtbarwerden einer bisher unfruchtbaren Stadtgemeinde.
Denn es gibt auch eine wiederherstellende Gnade, die aus
einem fluchbeladenen Jericho eine gesegnete Gottesgemeinde
zu machen vermag. Dass diese Gnade gesehen und als ein
Evangelium in das leidende Volk zu seiner Gesundung
hineingetragen wurde, darin lag die Vollmacht, die Mission
des Propheten Elisa.