1Kö 19,12
Ch.Spurgeon
"Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns.
Als Elia dieses hörte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem
Mantel." 1. Könige 19,12-13
Beachtet, wie sorgfältig und freundlich Gott mit seinem
niedergeschlagenen Knecht handelt! Er wußte, daß Elia im
Herzen treu war. Er sah, daß er ein aufrichtiger Mann war,
der seinen Gott liebte und eifersüchtig auf seine Ehre war.
Deshalb verstieß er seinen Knecht nicht im Zorn, sondern
beschloß, ihn wieder zu beleben und wiederherzustellen.
Der Herr begann damit, daß er seine Körperkräfte stärkte und
ihn in einen Schlaf fallen ließ, um ihn anschließend mit
geröstetem Brot und einer Kanne Wasser zu stärken. Dann
gestattete ihm der Herr, wiederum zu schlafen, denn dies
hatte Elia nötig. Wir können es nicht Zeitverlust nennen,
wenn wir vor Anstrengung ermattet sind und Schlaf nötig
haben. Gott gab seinem Knecht nach seinem zweiten Schlaf
auch eine zweite Mahlzeit; und so gestärkt war er imstande,
die Dinge in einem anderen Licht zu sehen.
Nachdem der Mann Gottes von dem großen Arzt erfrischt worden
war, wurde er von dem Herrn nach dem Horeb geleitet, wo er
ganz allein sein konnte. Als die Stille dort sein Gemüt
besänftigt hatte, begann der Herr, mit ihm zu sprechen. Kaum
war der Prophet an die Öffnung der Höhle getreten, als ein
furchtbarer Orkan mit solcher Kraft durch die Spalten der
Täler daherfegte, daß er Berge zerbrach. Der Prophet war
durchaus nicht erschrocken. Er war das Kind des Sturmes, ein
Eiferer für das Gesetz. Kaum hatte diese Erschütterung
aufgehört, als das Feuer seinen Glanz entfaltete. Auch
jetzt finden wir nicht, daß der Prophet im geringsten
eingeschüchtert war. Dann schwiegen die Elemente. Es gibt
nichts Schrecklicheres als eine tiefe Stille nach einem
entsetzlichen Aufruhr. Da verhüllte der Prophet sein
Antlitz, ging in den Eingang der Höhle und stand, um zu
horchen. Das leise Säuseln hatte die volle Aufmerksamkeit
seiner Seele geweckt. Es hatte getan, was alles übrige nicht
tun konnte, und er war bereit zu hören, was Gott ihm sagen
würde.
J.Kroeker
Über unsere Erquickungen vom Herrn.
"Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Schweigens.
Als Elia solches hörte, verhüllte er sein Angesicht mit
seinem Mantel und ging hinaus und trat in die Tür der Höhle.
Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, die sprach: Was willst
du hier, Elia?" 1.Kön. 19,12 f.
"Und Gott ging an ihm vorüber!" Mit Gott kam auch das Wort.
Du kannst vielleicht nicht mehr die richtige Sprache zu Gott
finden. In deinen Gebeten bist du hängen geblieben an deinem
Volk, an deiner persönlichen Mutlosigkeit. Alles, was dein
Gebetsleben in der letzten Zeit ausfüllte, war die Klage
Elias: "Ich habe geeifert, denn mein Volk, meine Gemeinde,
meine Kirche hat deine Tempel zerstört, deine Altäre entweiht
und deine Propheten vertrieben, und ich bin allein übrig
geblieben." Der Prophet fühlte sich so einsam, dass er nicht
einmal die Siebentausend kannte, die ihre Knie nicht vor Baal
und dem Geiste der Zeit gebeugt hatten. Kein Wunder, dass er
dementsprechend den ganzen Erfolg seines Wirkens beurteilte.
Denn was ist das für ein Erfolg, wenn man sich eines Tages
nur noch allein im Reiche Gottes sieht? Von manchen hat
man zwar auch heute den Eindruck, als ob sie sich so
einschätzten, dass sie nur noch allein die Wahrheit hätten,
nur noch sie allein das Reich Gottes bauten. "Ich bin allein
übrig geblieben", sprach Elia. War das denn wahr? Ja, wenn
das Reich Gottes in jenen Tagen allein abhängig gewesen wäre
von dem, was Elia tat, dann wäre der Prophet wirklich allein
gewesen. Das Reich Gottes war aber auch in jenen Tagen
abhängig von dem, was Gott tat. Und dieses Wirken Gottes
hatte auch jene Siebentausend erfasst, die Elia nicht sah.
Nun redete der Herr zunächst in den Symbolen des Gerichts zu
Elia. Es kam ein gewaltiger Sturm, der alles erschütterte,
der Herr aber war auch nicht im Sturm. Dann kam ein
Erdbeben, der Herr war aber auch nicht im Erdbeben. Dann
erschien ein Feuer, der Herr war aber auch nicht im Feuer.
Ja, Elia, weißt du denn nicht, dass das dein Eifer war?
Elia, auf diesem Wege wolltest du das Reich Gottes bauen!
Sieh einmal in diesem Licht, was hinter dir liegt. Lass
einmal meine Sprache den Charakter deines Dienstes beleuchten
und dann frage dich: was tust du hier?
Verstand jetzt ein Elia, über welche Machtmittel Gott
verfügte? Verstand er nun, dass der Gott des Lebens sich
noch nicht ausgegeben hatte in seinem Walten, wenn auch
je und je die Feinde glaubten, über die Macht Gottes
triumphieren zu können? Wir wissen es nicht. Jedenfalls
wollte Gott der Verzagtheit des Propheten, der in seiner
Missstimmung den Schauplatz seines Wirkens preisgegeben
hatte, das Bild seiner eigenen göttlichen Macht und Größe
gegenüberstellen. Vom Propheten berichtet die Schrift uns
nur, dass Gott für ihn weder im Sturm, noch im Erdbeben,
noch im Feuer war.
J.Kroeker
Über unsere Erquickungen vom Herrn.
"Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Aber der Herr war
nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines
sanften Schweigens. Als Elia solches hörte, verhüllte er
sein Angesicht mit seinem Mantel und ging hinaus und trat
in die Tür der Höhle." 1.Kön. 19,12 f.
Da folgte nach dem Feuer die Stimme eines leisen, sanften
Säuselns. Als der Prophet das hörte, verhüllte er sein
Antlitz mit dem Mantel und stellte sich an den Eingang der
Höhle. Gott ging an ihm vorüber. Jetzt schmolz sein Herz
und fühlte er: Gott ist gegenwärtig! Wie viel hatte das
alles dem Propheten zu sagen! Nun konnte der Prophet
verstehen, dass Gott seine Ehre nicht wiederherstellen und
Israel segnen wolle auf dem Wege äußerer Gewaltmittel und
vernichtender Strafgerichte, sondern durch das sanfte Wehen
seines Geistes. Es brach hier bereits etwas von dem hellen
Schein göttlicher Offenbarung jenes Tages durch, den Jesus
brachte. Denn als seine Jünger Ihn einst fragten, als die
Samariter Ihn nicht hatten aufnehmen wollen: "Sollen wir
nicht Feuer vom Himmel fallen lassen, wie auch Elia einst
getan?" - da antwortete Jesus mit der Gegenfrage: "Wisst
ihr denn nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?"
Auch in dem Eifer eines Elia für Gott war bisher so viel
Sturm, so viel Erdbeben, so viel Feuer gewesen! Alles Eifern
und Stürmen hatte aber seinem Volke keine innere Genesung
gebracht. Diese konnte dem leidenden Volke nicht durch das
Zeugnis der Naturgewalten und durch das stürmische Drängen
eines Propheten, es konnte allein durch das stille Wirken
des schöpferischen Geistes Gottes geschenkt werden. Denn die
Wiedergeburt eines Volkes muss von innen heraus geschehen und
kann nicht durch äußere Machtmittel erzwungen werden. Auf
Kommando hin kann man weder Buße tun noch ein Leben der
Hingabe vor Gott führen.
Religionen können zwar durch Machtmittel hergestellt und
erhalten werden, nicht aber der verborgene Umgang mit Gott.
In Israel war es dem Herrn aber nicht um eine äußere Form
der Religion zu tun, sondern um die innere Auferstehung des
Volkes zu einer bewussten Lebensgemeinschaft mit Gott. Dies
"soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist
geschehen", sprach der Herr viel später einst durch den
Propheten Sacharja zu Serubabel, dem Statthalter Israels.
Heiliges kommt nur vom Heiligen und seinem verborgenen Wirken
im innersten Heiligtum unseres Lebens.
Und der Herr ging an ihm vorüber. Als der Wind wehte,
da verhüllte der Prophet sein Angesicht. Möchte dieses
Sich-verhüllen kommen auch in unseren Tagen! Möchte Gott
sichtbar werden in der Majestät und Kraft seines Geistes.
Damit wird dann auch für uns ein neuer Gottesauftrag
verbunden sein: "Und nun gehe wieder zurück!" Denn
Volksmissionen liegen nicht in der Wüste, sondern mitten
im Leben des Volkes.