1Kö 19,2
J.Kroeker
Von unseren Glaubenskonflikten.
"Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die
Götter tun mir dies und das, wenn ich nicht morgen um diese
Zeit deine Seele mache wie eine jener Seelen!" 1.Kön. 19,2.
Ein Hebräerwort drückt die Fülle unserer innerlichen
Konflikte mit den Worten aus: "Jede Zucht freilich erscheint
für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu
haben." Wie schwer unsere inneren Konflikte sind, in die wir
auch als Jünger und Apostel Jesu Christi auf unserem
Leidensweg hineinkommen können, werden uns einige ganz
bekannte Bilder der heiligen Schrift zeigen.
Ich erinnere zunächst an Elia unter dem Ginsterbusch in der
Wüste. Wir kennen den Propheten als einen Mann des Mutes und
der Tat. Furchtlos hatte er seinen König und sein Volk auf
dem Karmel vor eine innere Entscheidung gestellt. Ohne
Rücksicht hatte er in seinem Eifer für Gott die Priester
der phönizischen Baalskulte am Bache Kison gerichtet. In
heiliger Einseitigkeit auf Gott eingestellt, hatte er das
ganze Volk zu dem Bekenntnis geführt: "Der Herr ist Gott,
der Herr ist Gott!"
Die herrschende Macht heidnischer Finsternis schien endgültig
gebrochen zu sein! Da lässt ihm in den nächsten Tagen
Isebel, die Gattin Ahabs und Königin Israels sagen: "Wenn du
Elias bist, dann bin ich Isebel! Die Götter tun mir dies und
das, wo ich nicht morgen um diese Zeit deiner Seele tue wie
dieser Seelen einer."
Das war unerwarteter Leidenskampf im Glaubensdienst des
Propheten. Elia bleibt innerlich stehen bei den drohenden
Worten einer stolzen und ungebrochenen Frau. Er flieht in
die Wüste. Eine Frau schien ihm alles vernichten zu können,
was göttliche Offenbarung und klares Prophetenzeugnis in
den verflossenen Tagen mühsam im Volk auferbaut hatten.
Da rettet der Prophet sich in die Wüste und in seiner dunklen
Seelenstimmung wird er hier zum Ankläger seiner Brüder. Auf
die Frage seines Gottes, der ihn gesandt hatte, antwortete er
nur: "Ich habe heftig für Gott, den Herrn Zebaoth, geeifert;
denn die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen, deine
Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert
umgebracht, und ich bin allein übrig geblieben und sie
trachten nun danach, auch mir das Leben zu nehmen."
Elias drohte in seinem Leidenskampf völlig zu erliegen.
Der Dolmetscher der göttlichen Offenbarung sieht nicht mehr
Gottes Bundestreue dem Volk gegenüber, sondern nur noch des
Volkes Bundesbruch und Untreue seinem Gott gegenüber. Der
Prophet sah sich nur noch in seinem Eifer für Gott, aber
nicht mehr das stille, verborgene Wirken Gottes in dem
Einzelnen des Volkes. Anstatt aus der Barmherzigkeit Gottes
wie einst Moses das Volk vor Gott zu vertreten, verklagte er
in seinem Eifer seine Brüder vor Gott.