1Kö 18,42
A.Christlieb
Und Elia ging auf des Karmels Spitze, bückte sich zur Erde,
tat sein Haupt zwischen die Knie und sprach zu seinem Knaben:
Gehe hinauf und schaue zum Meere zu! Er ging hinauf und
schaute und sprach: Es ist nichts da. Er sprach: Gehe wieder
hin siebenmal. 1. Könige 18, 42 f.
Das Gebet des Elia um Regen wird Jak. 5, 18 als Vorbild
erhörlichen Gebetes dargestellt. Wir achten zuerst auf die
körperliche Haltung des Elia beim Gebet: Er bückt sich
nieder, so tief wie nur möglich. - Wir wollen nicht in
falscher Weise Gewicht legen auf die äußere Haltung beim
Gebet. Ob Hiskia im Bett liegt (2. Kön. 20, 2) oder Josua
sich zu Boden wirft (Jos. 7, 6) ob Stephanus kniend (Apg.
7, 59) oder der Zöllner stehend betet (Luk. 18, 13), ist
an und für sich gleichgültig. Nachahmung der körperlichen
Haltung eines gesegneten Beters macht unser Bitten nicht
erhörlich. Die Heilige Schrift hebt aber zuweilen die
äußerliche Haltung eines Beters hervor, weil dieselbe
erkennen läßt, wie es dem Betreffenden innerlich zumute ist.
Daß Elia sich so tief zur Erde niederbückt, zeigt an, daß er
durch den Sieg über den Götzen Baal und dessen Diener nicht
stolz geworden ist. Er ist vielmehr durchdrungen von dem
Empfinden, er könne sich nicht tief genug beugen. Diese
seine demütige Gesinnung macht sein Gebet lieblich vor Gott.
- Das gilt auch für uns: Demütige Beter sind Gott lieb!
Daniels Gebet (Kap. 9, 18 und 23) kam aus gebeugtem Herzen.
Darum war es Gott ,,lieb und wert". Abraham ist nur ,,Erde
und Asche" vor Gott (1. Mose 18, 27). Jakob bekennt: ,,Ich
bin zu gering aller Barmherzigkeit" (1. Mose 32, 11). David
spricht: ,,Wer bin ich, daß du mich bis hierher gebracht
hast?" (2. Sam. 7, 18). Laßt uns diesen Betern ähnlich
werden. Laßt uns des Zephanja Rat befolgen: ,,Suchet Demut"
(Kap. 2, 3). Dann beugen wir innerlich unser Haupt zur Erde
wie Elia, und auch wir lernen erhörlich beten.
A.Christlieb
Ein Gebet um Regen
»Und da Ahab hinaufzog, zu essen und zu trinken, ging Elia
auf des Karmels Spitze und bückte sich zur Erde und tat sein
Haupt zwischen seine Knie und sprach zu seinem Diener: Gehe
hinauf und schaue zum Meer zu! Er ging hinauf und schaute
und sprach: Es ist nichts da. Er sprach: Gehe wieder hin -
siebenmal« (1. Kön. 18,42 u. 43).
Das Gebet Elias um Regen wird uns im Neuen Testament als
Vorbild erhörlichen Gebets hingestellt (Jak. 5, 18).
1. Demütige Beter sind Gott lieb
Laßt uns zunächst darauf achten, in welcher äußeren Stellung
Elia gebetet hat! Auf die Haltung beim Beten wollen wir kein
falsches Gewicht legen. Ob Hiskia im Bett liegend (2. Kön.
20, 2) oder Josua sich zu Boden werfend (Jos. 7, 6), ob
Stephanus oder Paulus kniend (Apg. 7, 59 u. 20, 36) und der
Zöllner stehend (Luk. 18, 13) beten, ist an und für sich
gleichgültig. Wir würden mit dem Nachahmen der äußeren
Form dieser Beter keinen Schritt weiterkommen im echten
Gebetsleben. Und doch sollen wir aus der leiblichen Stellung
des Elia eine wichtige Lehre für unser Kämmerlein entnehmen.
Die Heilige Schrift beschreibt uns zuweilen die äußerliche
Stellung eines Menschen, wenn diese erkennen läßt, wie es
dem Betreffenden innerlich zumute ist. Jesus malt uns den
betenden Zöllner auch äußerlich vor die Augen, wie er fern
vom Altar steht und die Augen nicht aufheben will, nicht,
damit wir eine äußere Gebärde nachahmen, sondern einen
Eindruck von seiner demütigen Herzensstellung empfangen.
So ist es auch bei Elia. Die demütige Gesinnung macht sein
Gebet lieblich vor Gott.
Das gilt auch für uns. Demütige Beter sind Gott lieb.
Daniels Gebet kam aus gebeugtem Herzen. Dieser Beter war
»lieb und wert« (Dan. 9, 18 u. 23). Abraham fühlte sich
als »Erde und Asche« (1. Mose 18, 27). Jakob bekannte: »Ich
bin zu gering aller Barmherzigkeit« (1. Mose 32, 11). David
sagte: »Wer bin ich, daß du mich bis hierher gebracht hast«
(2. Sam. 7, 18)? Wenn wir diesen Betern ähnlich werden,
wenn wir Zephanjas Worte befolgen: »Suchet Demut!« (Zeph. 2,
3), dann beugen wir innerlich unser Haupt zur Erde wie Elia,
auch wenn unsere äußere Haltung ganz anders ist (vgl. Jes.
57, 15).
2. Erwarten wir wirklich Erhörung?
Neben der äußeren Stellung des Elia enthält auch die Sendung
des Dieners einen Hinweis für unser Gebetsleben. Der Prophet
befahl seinem Diener, auf einen höher gelegenen Ort des
Berges zu gehen, um das Aufsteigen der Regenwolken von der
westlichen Meeresseite her zu erfahren. Was bedeutet das?
Es beweist uns, daß Elia die Erhörung wirklich erwartete.
Die Sendung des Dieners ist ein Ausdruck des Glaubens an
die Gebetserhörung. Er zweifelte nicht, daß der von Gott
verheißene Regen (V. 1) auch kommen werde.
Solche Glaubensgebete dringen durch zum Ziel. Der Glaube
spricht mit Asaph: »Zu Gott schreie ich, und er erhört mich«
(Ps. 77, 2) und mit Johannes: »So wir etwas bitten nach
seinem Willen, so hört er uns. Und so wir wissen, daß er uns
hört, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten
haben, die wir von ihm gebeten haben« (1. Joh. 5, 14 u.
15). Wir gleichen oft den Christen, die um die Errettung des
Petrus flehten, aber zur Magd, die seine Errettung meldete,
sprachen: »Du bist unsinnig!« (Apg. 12, 5 u. 15), oder dem
Zacharias, der um einen Sohn bat, aber bei der Ankündigung
eines solchen zweifelnd fragte: »Wobei soll ich das erkennen«
(Luk. 1, 13 u. 18)? Laßt uns stattdessen Elia ähnlich
werden, der seinen Diener auf den Berg schickte, weil er
die Erhörung erwartete (Jak. 1, 6-8)!
3. Anhaltendes Gebet hat Verheißung
Auch die siebenmalige Wiederholung der Sendung des Dieners
hat uns etwas zu sagen. Sie zeigt uns, daß das Gebet Elias
geduldig und anhaltend war. Sechsmal kam der Diener mit der
Meldung zurück: »Es ist nichts da!« Während bei Elias Gebet
um Feuer die Erhörung sofort eintrat, galt es bei dem Flehen
um Regen zu warten. Es geht verschieden zu bei den
Erhörungen. In der Öffentlichkeit ließ Gott die Erhörung
alsbald eintreten, damit sein Name vor dem Volk geehrt wurde.
Im Verborgenen ließ er seinen Knecht durch Geduldsproben und
Warteschulen hindurchgehen. So verfährt Gott manchmal mit
den Seinen. Wie dort das Gebet um äußeren Regen nicht
schnell gehört wurde, so erfordert auch das Gebet um
geistlichen Gnadenregen über eine Gemeinde oder Gegend
oft viel Geduld. Elia ließ sich nicht entmutigen. Er fuhr
fort mit Flehen, bis die Erhörung kam.
Auch wir wollen uns nicht irremachen lassen, wenn sich die
göttliche Antwort verzögert (Kol. 4, 2). Anhaltendes Gebet
hat Verheißung (Luk. 18, 7 u. 8). Jakob sprach: »Ich lasse
dich nicht« und wurde zum Gottesstreiter (1 .Mose 32, 27).
Josua fiel auf sein Angesicht »bis auf den Abend«, dann
wandelte sich die Niederlage in Sieg (Jos. 7, 6). Hanna
»betete lange vor dem Herrn« in Silo, dann erhielt sie den
erhofften Sohn (1. Sam. 1, 12).
So zeigt uns der Beter Elia, wie das demütige, gläubige und
anhaltende Gebet zum Ziel gelangt.