1Kö 18,24
A.Christlieb
Welcher Gott mit Feuer antworten wird, der sei Gott.
1. Könige 18, 24
Um das Volk zum Glauben an Jehova zurückzuführen, griff Elia
zu dem außergewöhnlichen Mittel eines Gottesgerichtes. Er
forderte das versammelte Volk auf, den Baalspriestern und ihm
je ein Opfertier zu geben. Dann sollten beide Teile ihren
Gott anrufen, daß er auf das geschlachtete Tier Feuer
herabfallen lasse. An der Erfüllung dieser Bitte sollte
der wahre Gott erkannt werden und allein Geltung haben.
Woraufhin durfte der Prophet das wagen? Was gab ihm den Mut
zu diesem Vorschlag? - Die Heilige Schrift sagt uns, daß
Gott schon früher in der Geschichte seines Volkes mehrfach
gerade solche Feuerwunder getan hat, um dem rechten
Gottesdienst Anerkennung vor allem Volk und bleibende Geltung
zu verschaffen. Feuer war herabgefallen auf das erste Opfer
Aarons (3. Mose 9, 24) und auf das Brandopfer bei der
Einweihung des salomonischen Tempels (2. Chr. 7, 1). Elia
aber konnte außerdem in seinem Gebet sprechen: ,,Herr, laß
kundwerden, daß ich solches alles nach deinem Wort getan
habe!" (V. 36). Daran ist zu erkennen, daß er damals einer
ausdrücklichen Weisung Gottes folgte. - Was uns betrifft,
wollen wir das Ziel des Elia, Menschen zum Glauben zu führen,
nie aus dem Auge verlieren. Ein Mittel aber, wie Elia es
anwandte, dürfen wir nur gebrauchen, wenn wir göttlichen
Auftrag dazu haben. - Elia hatte solchen Auftrag. Daher
kommt sein nicht wankender Glaubensmut und sein
weisheitsvolles Benehmen. Er ließ den Baalspriestern
in jeder Weise den Vorrang. Sie durften das Opfertier
aussuchen, durften die beste und längste Zeit des Tages in
Anspruch nehmen und alle ihre Kunst und Macht entfalten.
Elia war nicht ängstlich besorgt um den Ausgang des Kampfes.
Er war der Ohnmacht dieser falschen Propheten und des
göttlichen Sieges unbedingt gewiß. - Laßt uns nie zaghaft
werden, als könne der Unglaube den Sieg gewinnen. Nicht die
falschen Propheten, sondern der Glaube wird das Feld
behalten.
J.Kroeker
Vom Dienst in Vollmacht.
"So ruft ihr den Namen eures Gottes an, und ich will den
Namen des Herrn anrufen. Welcher Gott mit Feuer antworten
wird, der sei Gott! Da antwortete das ganze Volk und sprach:
Das Wort ist gut!" 1.Kön. 18,24.
Göttliches Prophetentum zwingt das weltliche Prophetentum
eines Tages zu Handlungen, durch die die ganze innere
Hohlheit und Haltlosigkeit desselben vor aller Welt kund
wird. Göttliche Wahrheit zwingt die Lüge, Wege zu gehen, wo
sie sich durch ihre Handlungen vor aller Welt selbst richten
muss.
Das geschah auch hier auf dem Karmel. Die Baalspriester
bauten ihren Altar, rüsteten ihr Opfer und riefen vom Morgen
bis zum Abend: "Baal erhöre uns, Baal erhöre uns!" Allein das
weltliche Prophetentum und die Träger jener falschen Religion
blieben ohne Antwort. Elia spottete ihrer und rief ihnen um
die Mittagszeit zu: "Ruft laut, denn er ist ein Gott; er
dichtet oder hat zu schaffen, oder ist über Feld gegangen
oder schläft vielleicht, dass er aufwache!" Innerlich empört
über diesen Hohn des Jehovapropheten ritzten sie sich mit
Messern und Pfriemen, bis dass ihr Blut herabfloß, und in
ihrem Eifer riefen sie lauter und lauter um Erhörung. Aber
der Gott der Phönizier schwieg. Er musste schweigen, weil
der Herr gegenwärtig war. Götter können nur da reden, wo der
lebendige Gott schweigt, denn Gottes Gegenwart machte noch
immer alles Götterleben stumm und unmöglich.
Und da Baal schwieg, so war keine Stimme, noch Antwort, noch
Aufmerken. "Keine Antwort!" Das war der Ausgang jener großen
Volksreligion, die nicht aus dem Umgang mit Gott, sondern aus
der Pflege sinnlicher Leidenschaften und eines äußerlichen
Kultuslebens floss. Mochte sie auch von manchen sehr
ehrlich und sehr warm gepflegt worden sein und sich des
weitgehendsten Einflusses im Volke erfreuen, sie konnte
nie dem Betenden eine Antwort geben, die über den Betenden
hinausgegangen wäre. Religionen führen nie über das hinaus,
was der Mensch in sie hineinlegt, denn in ihnen wirkt sich
nicht Gott in seiner Offenbarung, sondern der Mensch in
seiner Stimmung und in seiner Blindheit aus. Wirklich
Antwort erhält die Seele allein, wenn sie mit dem
lebendigen Gott im persönlichen Umgang steht.
Wer daher nur im Dienste einer Religion steht, kann mithin
den ringenden Menschen nie über die Ohnmacht der Götter
hinausführen. Baaldienst konnte nie Heilsdienst fürs Volk
werden, nie dem Volk Antwort geben auf die letzte Frage nach
Gott, dem lebendigen Gott.